Archiv der Kategorie: Griechenland

Gegen das Vergessen, Teil 3: Zwischen Stadtguerilla und Punk – die anarchistische Bewegung im Athen der 80er Jahre

Gegen Ende der 70er Jahre war Christos Tsoutsouvis eine zentrale Figur bei ELA. Nach einem Studienaufenthalt in Österreich war er 1975 nach Griechenland zurück gekehrt und dann von der Bildfläche verschwunden. Im Oktober 1977 gehörte er zu dem Kommando, welches als Reaktion auf die Morde an den Gefangenen in Stammheim einen Bombenangriff auf AEG in Athen durchführen wollte, dabei war der ELA – Mitbegründer Christos Kassimis erschossen worden (siehe Gegen das Vergessen, Teil 2).
Tsoutsouvis war an der Zeitung Antipliroforisi beteiligt und an zahlreichen Kommandoaktionen. Im Gegensatz zu vielen anderen ELA Mitgliedern vertrat er eher anarchistische Positionen. Seine Vorschläge zur Finanzierung der Gruppe, nämlich Banküberfälle durchzuführen, konnten sich nicht durchsetzen weil die eher marxistisch orientierte Mehrheit dadurch eine Entfremdung von den Massen befürchtete. Diese Meinungsverschiedenheiten spiegelten sich auch in Antipliroforisi wieder, wo dem Milieu der anarchistischen Drop-Outs und kriminellen Gegenkulturen als Basis revolutionären Potentials, mehrere Artikel gewidmet wurden. Gegen das Vergessen, Teil 3: Zwischen Stadtguerilla und Punk – die anarchistische Bewegung im Athen der 80er Jahre weiterlesen

Athen: Bekennung zur Teilnahme an den Straßenkämpfen des 19. Oktober

geklaut von contrainfo:

Mittwochnacht, den 19. Oktober, nahmen wir und viele andere Gruppen und Individuen an den Straßenkämpfen rund um das Polytechnio in Exarchia teil. Sie hielten mehrere Stunden an und beinhalteten kontinuierliche Angriffe mit Molotovs, Steinen und Feuerwerk gegen die Polizeieinheiten für Aufstandsbekämpfung (MAT).

Straßenkämpfe, in all ihren Formen (Verlassen der Universitätsräumlichkeiten mit brandstiftenden Mitteln, Ausschreitungen bei Demonstrationen, etc.), sind Teil eines polymorphen, anarchistischen Angriffs gegen die Macht und die aufgezwungene Wirklichkeit.

Wegen ihrer charakteristischen Merkmale sind sie eine der effektivsten Wege, den Konflikt zwischen Anarchie und der Welt der Macht aufzuzeigen. Wir unterstützen deshalb die Verbreitung dieser und aller anderen Arten von Kämpfen, die darauf abzielen zu destabilisieren und Chaos zu verbreiten, bis das Bestehende zusammenbricht.

Wir wollen uns nicht auf eine Routine des Anti-Bullen-Hasses beschränken. Neben den Angriffen auf die Bullen fördern wir die Praxis, Strukturen und Symbole der Herrschaft anzugreifen. Diese reichen von offensichtlichlichen Zielen, wie Banken und Ministerien, bis zu den urbanen Elementen, die der normalen Funktion der Metropolen dienen: (Straßenschilder, Ampeln, Kameras, Busstationen) und auch die Repräsentationen, Symbole und Idole der Macht in Form von Ikonen, Monumente und Statuen.

Gleichzeitig sind Barrikaden und Angriffe auf die öffentlichen Verkehrsmittel (Busse, O-Busse, U-Bahnen …ohne Fahrgäste darin) Formen, welche den Fluss von Menschen und Rohstoffen unterbrechen. Auch Sabotage gegen den Staat und an privaten Firmen, welche diesen Fluss verwalten, sind Teil davon.

Diese Symbole und Strukturen repräsentieren oder haben eine Funktion der autoritären Zivilisation, die wir zerstören wollen. Deshalb werden sie immer ein Ziel für uns sein.

Wir sehen anarchistische Gewalt nicht als Opferbereitschaft oder eine revolutionäre Verpflichtung, stattdessen entmystifizieren wir sie und verwandeln sie in eine Banalität. Wir benutzen sie auf eine spielerische Weise und machen sie für jede*n zugänglich, ohne Professionalismus oder Auflagen.

Kein Akt der Rebellion ist sinnlos!

Aufstände überall!

Stärke den Gefangenen und den Verfolgten!

-Einige Kinder mit Kapuzen

Zwei Menschen wurden leider festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt, laut TV-Nachrichten auch ein italienischer Genosse.

Widerständische Kieze am Beispiel von Exarchia in Athen

Samstag 6. Dezember 2008, 21.10 Uhr Ort: Zentrum von Athen, Exarchia. Der Bulle Korkoneas schießt auf eine Gruppe von Kindern. Durch die Kugeln stirbt der 15jährige Schüler Alexandros Grigoropoulos. Die darauf folgenden mehrwöchigen Unruhen machen den Stadtteil weltweit bekannt. Doch die Geschichte von Exarchia ist schon immer durch den Widerstand gegen den Staat geprägt.

Der älteste überlieferte Zusammenstoß von Studenten mit der Polizei in diesem Viertel fand am 11. Mai 1859 statt und wurde unter dem Namen „Skiadika“ bekannt. Die Auseinandersetzungen spielten sich in den gleichen Straßen wie der Dezemberaufstand 2008 ab und führten zur ersten Besetzung eines universitären Gebäudes. Widerständische Kieze am Beispiel von Exarchia in Athen weiterlesen

Athen: Erklärung zur Teilnahme an den Angriffen gegen die MAT in der Patission – Soli Rigaer94

Dokumentation einer Erklärung die auf Linksunten versteckt wird:

Am 9. Juli, in den Morgenstunden zum 10. haben wir uns an den Angriffen gegen die bewaffneten Sicherheitsleute der herrschenden Klasse beteiligt. Wir bekunden hiermit unsere Absicht den Planeten in ein dauerhaftes Schlachtfeld zu verwandeln.

Wir entschieden uns dafür die Nacht in Flammen zu setzen, zusammen mit anderen Verrückten und Aufständischen, um es uns noch ein Mal in Erinnerung zu rufen, wie bei jeder Verurteilung eines*r anarchistischen Genoss*in, für jeden repressiven Angriff, für jeden staatlichen Mord wird es laute Antworten auf den Straßen der Metropole geben und nicht nur dort. Athen: Erklärung zur Teilnahme an den Angriffen gegen die MAT in der Patission – Soli Rigaer94 weiterlesen

Athen – Erklärung zum Angriff auf Exarchia Polizeistation am 14. April 2016

Ein Video aus Athen über den Widerstand gegen Bullen und Drogenmafia, die dazu erschienene Erklärung haben wir übersetzt:

Auf dem Exarchia Square verkauft der Staat, so wie überall, Drogen als Teil seiner Strategie zur Kontrolle, Entfremdung, Unterwerfung, Verelendung und letztendlich zur Auslöschung des jungen Proletariats, als auch als Produkt der Realisation enormen ökonomischen Gewinns für den Staat selbst und seine Angestellten, Bullen und Richter, sowie für das Verkaufsnetzwerk, welches von verschiedenen Behörden kontrolliert wird. Athen – Erklärung zum Angriff auf Exarchia Polizeistation am 14. April 2016 weiterlesen

Gegen das Vergessen – Teil 2

Anarchistische Strömungen während der Metapolitefsi – Griechenland 1974 – 1980

Wie wir im ersten Teil von Gegen das Vergessen festgestellt haben, war der anarchistische Einfluss auf den Widerstand gegen die Diktatur bis 1974 zwar nicht unbedeutend aber gering. Mit dem Austausch der Junta gegen eine Demokratie unter der Führung des Rechten Ministerpräsidenten Karamanlis zogen sich viele Menschen und Gruppen erschöpft aus dem Widerstand zurück, sie hatten ihr Ziel der Rückkehr zum Parlamentarismus erreicht. Gegen das Vergessen – Teil 2 weiterlesen

Nachrichten aus „Exarchistan“

Wenn Stadtteile dem Zugriff des Staates zu entgleiten drohen, reagiert dieser nicht nur mit plumper Gewalt sondern auch mit einem wissenschaftlich vorbereiteten Angriff auf die öffentliche Meinung und die Deutungshoheit bestimmter Begriffe.

Das Extremismusforscher und Sicherheitsexperten europaweit kooperieren fiel schon im Vergleich von Repression in Bristol und Berlin auf.

Nachrichten aus dem Viertel Exarchia in Athen weisen nun ebenfalls Parallelen zu hiesigen Kampagnen auf. Seit dem 16. Dezember berichten mehrere Medien von unhaltbaren Zuständen in „Exarchistan“, deren Bekämpfung jetzt von der Polizei angekündigt wird. Nachrichten aus „Exarchistan“ weiterlesen