Athen – Erklärung zum Angriff auf Exarchia Polizeistation am 14. April 2016

Ein Video aus Athen über den Widerstand gegen Bullen und Drogenmafia, die dazu erschienene Erklärung haben wir übersetzt:

Auf dem Exarchia Square verkauft der Staat, so wie überall, Drogen als Teil seiner Strategie zur Kontrolle, Entfremdung, Unterwerfung, Verelendung und letztendlich zur Auslöschung des jungen Proletariats, als auch als Produkt der Realisation enormen ökonomischen Gewinns für den Staat selbst und seine Angestellten, Bullen und Richter, sowie für das Verkaufsnetzwerk, welches von verschiedenen Behörden kontrolliert wird.

Diese Wahrheit ist so offensichtlich, dass die systemischen Schreiberlinge es akzeptieren. Aber sogar diese „anerkannten Wahrheiten“ werden durch die große Rentabilität gedämpft, die der wichtigste Drogen Spot in Athen produziert. Der Fall des Schiffs „Noor 1“ ist vielleicht das anschaulichste Beispiel dafür.

Wenn für Einige die auf dem Exarchia Square bestehende Situation mit Freiheit verbunden ist, sollten sie wissen, dass diese relative „Freiheit“ die sie genießen, ein Produkt der harten Gesetze ist, die den freien Drogenmarkt regieren, den Handel, die Schläger, Fäulnis und Verfall. Der „unregierbare Staat“ Exarchia, Hauptstadt der Gesetzlosigkeit, hat seine eigenen Bosse, die den Tod unter der Jugend verbreiten. Nur für sie ist der Exarchia Square heiliger Boden. Für jene, die ökonomisch mit der Polizei verbunden sind.

Im heutigen Exarchia, einem Gebiet das seit Jahrzehnten direkt mit sozialen, politischen Kämpfen und radikaler Kritik und Widerstand gegen Autoritäten verbunden ist, ist das Ziel des Staates klar: militärische Blockade durch schwer bewaffnete Kräfte von MAT und DELTA, Geheimdiensten und Anti-Terror Einheiten, Etablierung des Drogenhandels auf dem für das Viertel und seine Bevölkerung symbolischen Square, Verbreitung der Phänomene von Verwahrlosung und sozialem Kannibalismus, Räumung der Strukturen der sozialen Selbstorganisierung, Transformation Exarchias in ein ästhetisch anspruchsloses Vergnügungsviertel mit billiger und disziplinierter Arbeit.

In den Träumen der Herrscher sieht der saubere Exarchia Square so aus: ein von seinem widerständischen Kontext bereinigter Platz, ein von Bullen und konsumierender Gastronomie umgebener Platz, wo sich Dealer frei bewegen und ihre Ware an entfremdete Kunden verteilen. Die Diskreditierung eines für die Anarchie symbolischen Gebietes richtet sich natürlich an der Verleumdung und Bedrohung des gesamten anarchistischen Milieus als Mob von Hooligans, Drogensüchtigen und manchmal Provokateuren oder antisozialen Elementen, aus.

Staat und Kapital haben nun schon seit Jahren dafür gekämpft, dieses Bild des Exarchia Square darzustellen, eines Platzes der Drogen und verarmten Entfremdung, wobei sie die Mechanismen des Geldes und der Unterdrückung benutzten. Dabei sind sie es, Staat, Dealer und Bullen, die gemeinschaftlich entscheidend die Drogen Spots schaffen und nicht die Süchtigen, die sich dort ihre Dosis holen. Das Square – Asyl gilt für die Dealer und nicht für deren Opfer. Eine Schutzzone für Täter und nicht für Opfer.

Wir erinnern uns an die jüngste Vergangenheit, als die DELTA Einheit in Exarchia das Blut der Jugendlichen vergoss, die ihnen unglücklicherweise in die Quere kamen, nach Demonstrationen, Zusammenstößen oder Angriffen. Die einzigen, die während dieser Operationen immer verschont blieben, waren die Drogenhändler die ihre antisoziale und kriminelle Arbeit fortsetzten. Zwei Straßen unterhalb der Polizei-bewachten PASOK Zentrale, gedeiht einer der größten Drogen Spots, wo vor einigen Jahren der anarchistische Schüler Alexandros Grigoropoulos seinen Tod unter den Kugeln uniformierter Bullen fand.

Und Heuchelei gibt es im Überschuss … Wegen weniger Molotov Cocktails gegen die PASOK Zentrale gab es eine Regierungskrise, während zur gleichen Zeit zwei Blöcke weiter täglich große Mengen Drogen mit charakteristischer Leichtigkeit und ohne jede Vorsicht verkauft werden. Getreu unserer Strategie, den ungestörten Drogenfluss auf dem Exarchia Square zu stören, trafen wir uns am Sonntag, 14. April 2016 um 15:30 zahlreich vor der Polizeistation von Exarchia und griffen die Beschützer des Drogenhandels an, indem wir ihre Autos einschlugen und anzündeten, ebenso ihr Wachhäuschen und den Eingang der Wache. Der Zusammenstoß mit der Mafia und ihren Beschützern ist Teil des breit gefächerten sozialen Klassenkampfs gegen die Bedingungen des Elends die Staat und Kapital der Gesellschaft aufzwingen wollen.

Wir unterstreichen das nochmal: Das Exarchia der antikapitalistischen und antistaatlichen Aktion, das Exarchia der Komplizenschaft und Vergesellschaftung, der Raum von Freiheit für jene, die für die Veränderung der Realität kämpfen, welche Krieg gegen unsere Träume führt, ist eine ständige Herausforderung. Und wir werden es nicht zum Triumpf des Staates, der Bosse und Mafia kommen lassen.

p.s. Wir können nichts anderes als unsere uneingeschränkte Solidarität mit den politischen Gefangenen und allen anderen, die in den griechischen Knästen kämpfen, ausdrücken. Ihnen widmen wir diese spezifische Aktion, mit der gleichzeitigen Warnung an die Polizei. Das nächste Mal wenn sie ihre Hand an einen gefangenen Genossen in Geiselhaft legen, werden sie unsere Wut erneut zu spüren bekommen.

MASSENHAFTE SELBSTVERTEIDIGUNG DER BEVÖLKERUNG GEGEN STAAT, MAFIA UND SOZIALEN KANNIBALISMUS.
KAMPF IN EXARCHIA UND JEDER NACHBARSCHAFT FÜR SOLIDARITÄT UND SELBSTORGANISATION DER KLASSEN.