Der jüngste Beitrag von RBB Klartext und die Aktivitäten des Tom Schreiber (SPD) zum Thema „Linksextremismus“ stellen keine neue Qualität dar. Schon 1987 wurde unter ähnlichen Vorzeichen versucht zu beweisen, das Autonome und Nazis identisch sind.
Die Akteure damals waren die TAZ und Gerd Nowakowski. Dieses Video zeigt, wie die autonome Szene auf diesen medialen Angriff reagiert hat:
Wöchentlich werden wir zu zahlreichen Demonstrationen mobilisiert, die Aufmärsche von PEGIDA und anderen Nazis verlangen eine Antwort, eigene Themen wollen in der Öffentlichkeit artikuliert werden. Doch welchen Sinn machen Demonstrationen noch und welche Bündnisse sind vertretbar? Welche Gewalt ist vertretbar angesichts immer besser vorbereiteter Bullen? Diskutiert werden diese Fragen schon lange und die Schlacht am Tegeler Weg 1968 war ein Meilenstein in der Entwicklung militanter Demonstrationen.
10 Jahre indigener Widerstand und autonome Organisationsformen in Chiapas
Ya basta — es reicht! Mit diesem Schlachtruf besetzt ein Heer maskierter und schlecht bewaffneter Indígenas im Morgengrauen des Neujahrstages 1994 die Rathäuser in sieben Landkreisen des südostmexikanischen Bundesstaates Chiapas und erklärt der mexikanischen Regierung den Krieg. Was im ersten Moment wie ein Himmelfahrtskommando anmutet, erweist sich schnell als waghalsige aber wohl überlegte und koordinierte Aktion. Die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung EZLN ist, im elften Jahr ihres Bestehens, an die Öffentlichkeit getreten — und hat Chiapas und ganz Mexiko seitdem nachhaltig verändert.
Dokumentation über den Widerstand gegen die Räumung einiger besetzten Häuser in Kopenhagen.
Im September ´86 war Kopenhagen Schauplatz einer Aktion, die wohl nicht nur für Dänemark einzigartig war, sondern auch in der BRD Schlagzeilen machte. – Es ging um das damals seit über drei Jahren besetzte Haus in der Ryesgade 58, in dem rund 60 Leute lebten. Die Besitzerin, eine Wohnungsbaugesellschaft namens UNGBO will es abreißen lassen. Die angekündigte Räumung steht kurz bevor; sie ist für den folgenden Tag angekündigt, wird aber noch neun Tage auf sich warten lassen. –
Hier beginnt der Videofilm der dänischen Gruppe, die während der neun Tage bei (fast) allen Aktionen und Alltagssituationen filmen konnte. Ihr gelang so ein Portrait des Lebens hinter den Barrikaden von den Leuten, die sich entschlossen hatten, das Haus militant zu verteidigen.
Bei einer Demonstration gegen die Räumung von acht besetzten Häusern („Lummerland ist abgebrannt“), geriet Klaus-Jürgen Rattay am 22. September 1981 auf die Fahrbahn, wurde von einem Bus der BVG erfasst und tödlich verletzt. Einige Hausbesetzer behaupteten nach dem Unfall, er sei von der Polizei auf die Fahrbahn gedrängt worden. Diese Aussagen wurden im anschließenden Gerichtsverfahren nicht bestätigt. Der Staatsschutz behauptete seinerseits, Rattay sei mit einem fotografierten Demonstranten identisch, der unmittelbar vor der Räumung in der Winterfeldtstraße Barrikaden mit Benzin angezündet habe. Augenzeugen und Betroffene fanden sich zu einem Schweigemarsch zusammen, hielten eine Mahnwache mit Kerzen ab und legten am nächsten Tag eine Gedenkstätte für ihn an. Auch im Ausland, insbesondere in Amsterdam, kam es in Verbindung mit den Berliner Vorfällen zu Ausschreitungen. Die Berliner Polizei räumte wenige Tage später erneut ein besetzes Haus in der Pohlstraße 59 im Bezirk Tiergarten.
Drei Wochen nach dem Tod Rattays bildete sich eine „unabhängige Untersuchungskommission“, der unter anderen Bundesverfassungsrichter a. D. Martin Hirsch, Professorin Uta Ranke-Heinemann und Pfarrer Jörg Zink angehörten. Nachdem die Ermittlungen noch im Dezember desselben Jahres eingestellt worden waren, bemühten sich die Eltern des Neunzehnjährigen vergebens um Wiederaufnahme des Verfahrens, die im August 1982 abgelehnt wurde.
Ein Augenzeuge gab dem Tagesspiegel am Abend der Vorfälle eine ganz andere Darstellung: Rattay habe zu der Menge gehört, die von der Polizei in der Bülowstraße in Richtung Potsdamer Straße getrieben worden sei. Als der Bus kam, habe er auf der Kreuzung gestanden, zunächst mit dem Rücken zu dem Fahrzeug, dann mit dem Gesicht. Der Busfahrer sei voll auf ihn zugefahren und habe Rattay frontal erfaßt. Bis zu diesem Zeitpunkt sei der Bus nicht mit Steinen beworfen worden. Der Bus sei trotz des Anpralls weitergefahren, habe dann zwar kurz abgebremst, aber seine Fahrt fortgesetzt, bis er von Passanten gestoppt wurde. Erst dann sei er durch Steinwürfe beschädigt worden. Diese Version, daß Rattay ohne weiteres überfahren worden sei, veröffentlichte am Abend auch ein „Ermittlungsausschuß“ unter Berufung auf 25 Zeugen.
»Wir werden noch tanzen, wenn an Voscherau + Lochte schon keine/r mehr denkt.« (Wandbild Hafenstraße 1991)
„Die Protagonist/innen des Kampfes um die Hafenstraße übernahmen für einen Wimpernschlag der Geschichte die »intellektuelle und moralische Führung« eines neuen »historischen Blocks«, der die Hegemonie des traditionell führenden Blocks der Bourgeoisie in der Zivilgesellschaft erfolgreich herausforderte. Wer in diese Ereignisse involviert war, bekam zumindest eine flüchtige Ahnung vom menschlichen Potenzial für Solidarität und Veränderung.“ Eine Frau aus der Hafenstrasse 2010
Der gesamte Text in der insgesamt lesenswerten Zeitschrift „Das Argument 289“