Photographers in solidarity ? Die Diskussion über Fotografie

der folgende Text wurde von linksunten übernommen.

Das Filmen auf Demos ist ein leidiges Thema und wir teilen die Kritikpunkte in diesem Text. Unverständlich finden wir das Fotografen wie Björn Kietzmann oder „Sören Kohlhuber“ noch unbeschadet auf Demos agieren können. Wer Faschisten als „Neonazis“ bezeichnet und sich selbst als „szenekundig“ pflegt eine merkwürdige Nähe zum Behördensprech. Niemand benötigt solche Fotografen, da jede Bewegung ausreichend Kapazitäten besitzt um sich selbst darzustellen. Als weiteren Hinweis auf zunehmende Gefahren durch die Presse, haben wir ein Video aus Istanbul verlinkt, welches mit Google Glasses gefilmt wurde. Auf das diese massenhaft in den Gesichtern ihrer TrägerInnen zerschlagen werden! :

Aktuell scheint die Debatte, wie mit Fotografie von linken Aktionen umzugehen ist, wieder aufzuleben. Am 5. August veröffentlichte die Gruppe „Photographers in solidarity“ ein Statement auf Facebook, in dem sie den Umgang mit „ihren“ Fotos thematisieren. Auch ein in der linken Szene bekannter Fotograf veröffentlichte vor kurzem einen Text auf Facebook, in dem es um die Praxis von Verpixelung und Fotos als „Dienstleistung“ für die Bewegung ging.

We will rise Austellung der refugee Proteste

Aus der Bewegung der kämpfenden Geflüchteten entstand 2015 in Berlin eine außergewöhnliche Ausstellung, die die Geschichte der Kämpfe seit Anfang 2012 bis heute thematisierte.

Die Ausstellung wurde von selbstorganisierten Geflüchteten mit Unterstützung von einigen linken Aktivist_innen erarbeitet und war über Wochen in Berlin am Ostbahnhof kostenlos zu sehen. Mittlerweile ist die Ausstellung ins Friedrichshain-Kreuzberg Museum umgezogen. Die Ausstellung verwendet viele Fotos von den Protesten, Camps, Aktionen und Akteur_innen die in der Bewegung der refugee Proteste seit 2012 eine Rolle spielten. Alles wurde ehrenamtlich auf die Beine gestellt, wobei für die Kosten für Material etc. Fördergelder bereit gestellt wurden, unter anderem von der Rosa Luxemburg Stiftung.

So weit so gut, nun ist aber die Verwendung der Fotos Grund für eine öffentliche Stellungnahme der Gruppe „Photographers in solidarity“ die sich über eine angeblich nicht autorisierte Verwendung ihrer Fotos beschweren. Es wäre nicht gefragt wurden und die Fotos ohne Erlaubnis in die Ausstellung aufgenommen worden.

Dabei stellt sich für Linke, die Frage, mit welchem Selbstverständnis hier eigentlich wer sich erdreistet Ansprüche an wen zu stellen. Vor dem Hintergrund, dass die Ausstellung ohne größere Mittel erarbeitet wurde, ist es verdammt dreist zu fordern, dass bei „einer Honorierung der Nutzung von Bildmaterial ausgegangen werden muss.“ (1).

Was ist los mit euch? Fotograf_innen fristen auch nicht das beste Dasein, ihr Verdienst mit Fotos von linken Bewegungen und Aktionen beruht aber auch darauf, dass Aktivist_innen ihnen ein Vertrauen entgegen bringen. Gerade im Kontext der Proteste von Geflüchteten wurde Fotograf_innen immer wieder ein Vertrauen entgegen gebracht und ihnen erlaubt Fotos auch von sehr emotionalen Situationen zu machen. Vielfach auch von Dingen, die nicht im Kontext von direkten Aktionen/ Demos standen und den privaten Lebensalltag von Geflüchteten auf dem Oranienplatz und anderswo zeigte. Warum? Damit die Proteste in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Gleichzeitig konnten Journalist_innen mit ihren Aufnahmen Kohle verdienen.

Also hört auf rumzuheulen, dass die Aktivist_innen von der „We will rise“ Ausstellung euch nicht für jedes Fotos auch noch Kohle gegeben haben. Die Bewegung hat weniger Mittel zur Verfügung als die meisten linksdeutschen-weißen Projekte, das ist Fakt.

Wo ist euer Selbstverständnis als Linke, die emanzipatorische Bewegungen unterstützen, wenn ihr wegen ein paar Fotos, die unkommerziell verwendet werden, jetzt öffentlich Lügen verbreitet?

Die Fotograf_innen von „Photographers in solidarity“ wurden angefragt ob die Verwendung okay ist.

Mein Gesicht in der Öffentlichkeit? Seid ihr noch Genossen?

Ein anderer Punkt, der gerade wieder diskutiert wird, ist die Verwendung und Verbreitung von Fotos von linken, antifaschistischen Aktionen und Demos. Selbsternannter Szenejournalist „Sören Kohlhuber – Journalist“ (facebook.com/soeren.kohlhuber) veröffentlichte auf Facebook am 4. August einen Kommentar, der vielfach geteilt und kommentiert wurde (2).

Um es kurz zu machen: er verteidigt die Praxis vieler Fotograf_innen, Fotos von linken Demonstrant_innen unverpixelt zu veröffentlichen und zu verkaufen. Dazu is wichtig zu sagen, das er selbst die solidarische Praxis hat Fotos ausnahmslos zu verpixeln. Zwang, Kohle im Kapitalismus zu verdienen hin oder her, es ist und bleibt ein Problem. Was ist das für eine Erklärung, mit kapitalistischen Zwängen bewusst die Repression gegen Linke sich schön zu reden? Wer so spricht, dessen Verständnis von Solidarität erscheint uns höchst zweifelhaft.

Die Anti-Antifa in Berlin scheint sich zwar aktuell weniger auf öffentliche Hetze gegen Antifas zu konzentrieren, das Sammeln von Infos über linke Demonstrant_innen ist aber weiter gängige Praxis.

Das heißt, dass jedes Fotos, das Fotograf_innen (ob die Leute Linke sind, Spekulation, sie treiben sich allerdings auf Demos herum und genießen den Ruf „Szenefotograf_innen“ zu sein) unverpixelt veröffentlichen, die Menschen auf dem Bild einer Gefahr aussetzt.

Was Soeren Kohlhuber sich heraus nimmt ist nicht nur unsolidarisch, sondern auch falsch. Sich und seine Riege aus Männer-Fotografen als die Opfer der Nazis zu stilisieren, ist eine sau verzerrte Wahrnehmung.

Menschen, die in Drecksorten wie Marzahn-Hellersdorf, Berlin-Buch oder anderswo bei antifaschistischen Aktionen mitmischen, sind auch der Gefahr ausgesetzt, von Nazis angegriffen zu werden. Denn nicht alle wohnen in der Innenstadt, sondern müssen sich auch unter der Woche im Randbezirk rumtreiben. Das in Hellersdorf der verrückte Nazi der Bürgerbewegung Marzahn-Hellersdorf, Rene Uttke, scharfe Patronen vor das Büro von Hellersdorf Hilft e.V. gestellt hat, ist dem lieben Soeren wohl entgangen.

Opfert euch nicht so ein, ihr macht das ganze als Job, also kommt damit klar wenn ihr wie andere Zielscheibe der Nazis werdet! Das ist Scheiße, aber gerade deswegen müsstet ihr checken, das Verpixeln von Fotos die Regel sein sollte!

Aber auch staatliche Repressionsorgane freuen sich über die vielen unvermittelten Fotos von Soeren und seinen „Kollegen“. Beispielsweise konnte die vielen tollen unverpixelten Fotos vom 22. November 2014 in Marzahn, als es in Marzahn Auseinandersetzungen zwischen Nazis und Antifas gab, den Cops so einiges an eigener Arbeit erleichtern. Dank unverpixelter Fotos ist es bei solchen Anlässen im Nachhinein umso einfacher, linke Täter_innen zu identifizieren mit Hife des Abgleichs von Fotos und Personenbeschreibungen.

Was also tun?

Für uns steht fest, Fotos helfen politischen Bewegungen in der Öffentlichkeit wahr genommen zu werden. Unsolidairsche Erklärungen auf Facebook, ohne vorher den Kontakt gesucht zu haben, lassen uns das „Engagement“ so einiger Fotograf_innen in Frage stellen. Checkt es, ihr profitiert von den politischen Aktionen, da es was zu knipsen gibt. Wenn die Leute dann in extrem prekären unkommerziellen Austellungen die Fotos verwendet, freut euch! Eure Namen wurden sogar explizit erwähnt und sich für eure Arbeit bedankt!

Und alle anderen: verpixelt die Scheißfotos! Euer Ruf als „Szenefotografen“ steht auf dünnen Beinen. Viele von euch machen so wenig Fotos, die dann winzig klein und mit Wasserzeichen auf Demotix hochgeladen werden. Davon hat weder antifaschistische Recherche etwas noch lokale Antifas, die ihre Faschos ausm Kiez kennen wollen.

Ansonsten verpisst euch, erwartet nicht, dass euch weiter mit Vertrauen begegnet wird. Hausdurchsuchungen und Ähnliches wie bei Kietzmann haben in der Vergangenheit ja gezeigt, das bei nicht allen linke Prinzipien gelten und dann doch mal schnell Fotos an die Cops gegeben werden.

Allen aktiven Antifaschist_innen können wir nur raten: lasst euch nicht abfucken von Nazis und Cops die mit Repression drohen. Vor allem aber nicht von pseudo-linken Fotograf_innen die sich ein-opfern und wegen Verwendung rumheulen.

(1) de-de.facebook.com/PhotographersInSolidarity/posts/667289203372505

(2) facebook.com/soeren.kohlhuber/posts/687620368039686