Zusammenstösse nach erneuter rassistischer Bullengewalt in Pariser Vorort

Am Donnerstagsabend, 2. Februar, haben die Bullen in dem Pariser Vorort Aulnay-sous-Bois willkürlich zwei junge Männer angehalten und kontrolliert. Für die Bewohner der Vororte eine tagtägliche Praxis der rassistischen Erniedrigung, die sie seit Jahrzehnten kennen und die immer wieder in Gewaltexzessen der Bullen endet. Woraufhin es dann für einige Nächte brennt in der Banlieue.

Am Donnerstagabend traf es Théo. Vier Bullen warfen ihn zu Boden und prügelten auf ihn ein, beschipften ihn rassistisch. Dann zogen sie ihm seine Hose herunter und einer der Bullen vergewaltigte ihn mit seinem Schlagstock.

Jetzt brennen die Nächte in Aulnay-sous-Bois, Hubschrauber stehen in der Luft und die Bullen ballern mit scharfer Munition um sich, als sie mit Molotows eingedeckt werden. Nur in die Luft. So sagen sie. Es gibt Leute, die sagen, dass sei nicht so klar gewesen.

Die Geschichte fängt an in den sozialen Netzwerken zu kursieren, erreicht die mainstream Medien und ganz weit oben entscheidet man sich, dass es an der Zeit ist, einzugreifen. Die Bullen werden vom Dienst suspendiert und der Staatspräsident persönlich eilt in das Krankenhaus, wo Theo behandelt wird und lässt sich von den Medien am Krankenbett ablichten.

Trotzdem kommt Aulnay-sous-Bois nicht zur Ruhe und auch in Tremblay-en-France, Le Blanc-Mesnil, in Clichy-sous-Bois und in Sevran geraten die Bullen in Hinterhalte, brennen Autos und staatliche Einrichtungen. Im 20. Arrondissement tafen sich dann gestern Abend einige hundert Leute, um ihre Solidarität auszudrücken. Die Bullen hatten sich auch eingefunden, was aber nicht verhinderte, dass im Laufe des Abends immer wieder Leute in „wilden Demos“ durch das Viertel zogen, sich Zusammenstösse mit den Bullen lieferten und Scheiben zu Bruch gingen.

Auschreitungen gab es auch am 11. Februar vor dem Justizpalast in Bobigny mit einer überraschend grossen Zahl an Teilnehmer*innen (um die 4.000). Ältere Bewohner*innen des Stadtteils, jede Menge „Kids“ aus der Banlieue, Antifas und Leute aus dem antagonistischen Spektrum. Die Leute waren unglaublich wütend, aber schlecht organisiert und viele hatten keine Erfahrungen mit solchen Geschichten, der Beschuss mit Tränengas löste schnell Panik auf. Trotzdem war es eine ziemlich einmalige Geschichte, sodass der Satz „when the kids are united“ Realität wurde.