Etwas über die Situation in Chile

der folgende Text ist eine Übersetzung von Insurrection News:

Anarchistische Präsenz auf Demonstrationen, 42 Jahre seit dem Beginn der Diktatur in Chile

In Solidarität mit den beiden Genossen, die für den Besitz von Bransätzen verhaftet wurden

1. Etwas über die gegenwärtige Situation in Chile

https://www.youtube.com/watch?v=-JAT5_ekc6s

Das Jahr 2015 war neben anderem, von folgendem gekennzeichnet:

– Die Enthüllung von Korruptionsfällen bezüglich der illegalen Finanzierung von Wahlkampagnen mit der Beteiligung von Geschäftsleuten und Politikern aller Bereiche. Das hat auch den Letzten bewiesen, was bereits bekannt war, die Komplizenschaft zwischen politischer und ökonomischer Macht. Diese Skandale haben die politische Elite weiter diskreditiert und breite, soziale Unzufriedenheit ausgelöst.

– Die Mobilisierung des rechten Sektors, ähnlich dem, was im Vorfeld der Diktatur in Chile passierte: die Sichtbarkeit der Neonazi Partei für die Verteidigung Chiles (PADECHI), „Bürger gegen Kriminalität“ in wohlhabenden Nachbarschaften und die Demonstration von Großgrundbesitzern, Transportunternehmern und einigen Arbeitern gegen das, was sie „Mapuche Terrorismus“ nennen, letzteres als Karawane, die vom Süden ins Zentrum des Landes zog und in Santiago mit Applaus einiger Bürger begrüßt wurde und gewaltsame Zurückweisung aus anderen Bereichen erfuhr (Mapuche, Linke verschiedener Strömungen, Antifaschisten etc.).

– Die Verhaftungen von Genossen wegen Straßenkämpfen und steigende Strafen für Besitz und Gebrauch von Brandsätzen, was zu Inhaftierungen einiger Genossen führte.

2. Die Straße mit anderen teilen aber eine Distanz aus Feuer halten zu linkem Reformismus:
anarchistische Präsenz auf der Demonstration der Diktatur-Opfer.

In der Nacht des 11. September, die vor 42 Jahren eine blutige Diktatur eröffnete, sind die Vororte Santiagos mit Barrikaden und Zusammenstößen mit der Polizei gefüllt. Ein Beamter wurde angeschossen.
Später auf der Demonstration zum Gedenken an die Opfer der Diktatur, die in Santiago am Sonntag, 13. September abgehalten wurde, haben AnarchistInnen und Anti-Autoritäre, wie bei anderen Demos auch üblich, die Straße besetzt, in einem Aufzug, der hauptsächlich von verschiedenen autoritären und reformistischen linken Organisationen dominiert wird.

Die Demonstration war dieses Jahr aus einer bunten Masse an DemonstrantInnen, BürgerInnen, Angehörigen von Verschwundenen oder von der Diktatur Ermordeten, Mitgliedern der Regierungsparteien (KPC und Sozialistische Partei) antifaschistischen Hooligans und Bullen zusammengesetzt. Die DemonstrantInnen standen in Blöcken, mit grün-roten, roten und rot-schwarzen Fahne, sich zur Schau stellend für die Kameras und Werbung für ihre Organisationen machend.
In mitten dessen, waren ein schmerzhafter Anblick die linken Gruppen mit modifizierten Slogans, die ursprünglich antifaschistisch und anarchistisch waren und jetzt ihre avantgardistischen Organisationen machtfähig in neue Bündnisse mit sich selbst als Führer steuern. So wurde der Ruf „Sozialer Krieg gegen Staat und Kapital“ übernommen von der Libertären Linken (neo-kommunistisch) verwandelt in „Volksmacht aufbauen gegen Staat und Kapital“. Der historische Slogan „Alerta antifaschista! Das ganze Gebiet wird anarchistisch!“ wurde von der Guevaristischen Jugend verwandelt in das pathetische „Alerta antifaschista! Das ganze Land wird Guevara.“ In Ermanglung konfrontativer Diskurse und Praxen, flirten diese Organisationen mit radikalen Slogans aber entkleiden sie ihrer antiautoritären und aufständischen Bedeutung.

Deshalb ist es wichtig, dass unser Diskurs und unsere Praxis eines radikalen Kampfes gegen jede Macht, offensichtlich und vollkommen wird und nicht verwischt wird durch Selbstdarstellung als Opfer oder beschmutzt wird von den Ideen anderer , die sich von uns unterscheiden mit ihrem Reformismus, vertikalen Entscheidungsprozessen und Hoffnungen auf Macht.

In Bezug auf diese Demonstration, war die anarchistische Präsenz, die immer eine Minderheit war und dieses Mal sogar noch stärker als sonst, sichtbar in aufständischer Propaganda und Aktion – Flyer verteilend gegen Diktatur und Demokratie, im Gedenken und Solidarität zu unseren von der Demokratie ermordeten und eingesperrten GenossInen, zerstörten wir, Parolen rufend, kapitalistische Infrastruktur der Stadt und zündeten Banken und Häuschen des Ordnungsamts an.

Wir glauben, das neben unserer sichtbaren Erscheinung es ebenso wichtig ist, unsere Fähigkeit zum autonomen Handeln zu nutzen, im Durchführen von Angriffen um die aufgezwungene Normalität zu unterbrechen, ohne auf Anweisungen von anderen zu warten, selbst beschließend wo und wann wir angreifen.

3. Solidarität mit Claudio und Fabián, die verhaftet wurden und in Gewahrsam blieben nach den Riots.
Zwanzig GenossInnen wurden verschiedener Delikte an diesem Tag beschuldigt und später freigelassen. Jedoch werden Claudio Valenzuela und sein Kommilitone von der Universität, Fabián Duran, beschuldigt des Besitz von Brandsätzen und bleiben in Untersuchungshaft aufgrund von Änderungen des Waffengesetzes, die von der sozialdemokratischen Regierung der Michelle Bachelet ausgehen. Diese Änderungen heben die Strafen an für jene, die im Besitz von Molotov Cocktails angetroffen werden und sollen Rebellen bestrafen und aufständische Aktionen verhindern durch die Verbreitung von Angst.

Die Mächtigen der Justiz haben eine 45 Tage Untersuchungshaft während der Ermittlungen angeordnet.
Aufständische Solidarität ist Teil der Intensivierung des Kampfes gegen die Macht durch vielfältige Aktionen. Wir müssen unsere Genossen im Knast unterstützen aber wir dürfen unsere Anstrengungen nicht nur auf den Anti-Knast Kampf konzentrieren, sondern müssen auch weiter die anarchistische Agitation verbreiten, weil Knast nur ein Teil der autoritären Sozialen Ordnung ist, die wir in einer umfassenden Weise angreifen müssen.

Solidarität mit Claudio, Fabián und allen Gefangenen durch Fortsetzung des Kampfes auf den Straßen und Aktionen im Kampf gegen Herrschaft!
Weder Macht der Bonzen noch Macht des Volkes!
Weder Manager noch Stellvertreter noch Führer!
Autonome Selbstorganisierung und horizontale Angriffe auf alle Formen der Autorität!

Einige anti-autoritäre encapuchadxs,
September 2015.

weiterführende links:
Interview über den Anarchismus in Chile (November 2013)

Propagandavideo der Polizei im TV:
Wie sich Carabineros am 11. September fühlen

Hintergrundmaterial zum Widerstand während der Diktatur