Augenzeugenbericht aus Hamburg zur Situation zwischen kurdischen Demonstranten und Salafisten

Verfasst am: 08.10.2014 – 02:58. Geschehen am: Dienstag, 07. Oktober 2014

Am gestrigen Abend, 07.10.2014, kam es in Sankt Georg zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Unterstützer_innen der kurdischen Kämpfe in Kobane und gewalttätigen Salafisten und IS-Unterstützern. Dieser Bericht soll einen kleinen Überblick über den Abend geben.

Ca 40 Salafisten und IS-Unterstützer trafen sich am Abend vor einem kurdischen Zentrum am Steindamm in Sankt Georg.

Nach kurzer Zeit wurden diese von Unterstützer_innen des kurdischen Zentrums abgedrängt, ab diesem Zeitpunkt war die Polizei ebenfalls vor Ort. Die Salafisten und IS-Unterstützer zogen sich daraufhin in eine nahegelegene Moschee am „Kleinen Pulverteich“ zurück. In Folge dieser Auseinandersetzung sperrte die Polizei den Zugang in Richtung Moschee.

Die Situation eskalierte nun an verschiedenen Orten im Stadtteil Sankt Georg, immer wieder versuchten Gruppen an die Salafisten heranzukommen. Die Gewaltbereitschaft, grade der Salafisten, war sehr hoch. Vor der Moschee wurde sich immer wieder vermummt. Die Polizei war von Anfang an mit der Situation massiv überfordert und reagierte in fast allen Situationen panisch. Laut anderen Anwesenden wurde daraufhin in der salafistischen Szene in ganz Norddeutschland mobilisiert, sodass gegen 22:35 weitere IS-Sympathisanten am Berliner Tor eintrafen.

In Folge dessen kam es zu gewalttätigen Aufeinandertreffen in Sankt Georg. Hierbei kamen auch Messer, Macheten, Teleskopschlagstöcke, armgroße Maulschlüssel und Fleischspieße zum Einsatz. Gegenseitiger Steinbewurf war oft zu beobachten.

Laut dem Nachrichtenportal „Hamburg Mittendrin“ handelte es sich bei den in die Moschee geflüchteten Menschen nicht um Menschen aus der Moschee und diese versuchte sie aus ihrem Gebäude zu schicken. Der Schura (Rat der islamischen Gemeinden in Hamburg) übernahm hierbei die Vermittlung zwischen Salfisten, Polizei und Moscheeangehörigen.

Gegen 23:30 sammelten sich über 100 weitere Salafisten und IS-Unterstützer zwischen Berliner Tor und dem ZOB und zogen bewaffnet mit Teleskopschlagstöcken, Macheten und Knüppeln/Holzlatten in Richtung des kurdischen Zentrums. Diese wurden von der Polizei mit Hilfe von inzwischen eingetroffenen Wasserwerfern verstreut und teilweise festgesetzt. Nach dieser Auseinandersetzung räumte die Polizei mit einem Großaufgebot den Steindamm in Höhe des kurdischen Zentrums um die verbliebenen Salafisten wegbringen zu können. Diese konnten in Kleingruppen von dannen ziehen, wurden teilweise noch mit Steinen beworfen.

Jedem_Jeder der_die sich in diese (wirklich wichtige) Auseinandersetzung begibt, sollte bewusst sein in welchen Situationen er_sie sich wiederfinden kann.

Bewaffnete Salafisten, die ohne Vorwarnung brutal angreifen,

panisch überforderte Polizei, die in Angstsituationen noch willkürlicher reagiert als sonst schon,

undurchsichtige Situationen, da aufgrund der Sprachbarriere oft nicht einschätzbar ist in welcher Gesellschaft sich grade befunden wird.

Haltet die Augen auf, passt auf euch auf!
Seid solidarisch mit den kurdischen Kämpfen in Kobane und anderswo, aber seid euch bewusst, dass gewaltbereiten Salafisten alles zuzutrauen ist!

Hoch lebe der Widerstand in Rojava, Singal und Kobanê!
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Dokumentation von linksunten:

Am Dienstagmorgen (7.10) früh wurde ein Auto der Deutschen Bundespolizei am Badischen Bahnhof in Basel angezündet. Das Auto erlitt Totalschaden. Aktion in Solidarität mit den kämpfenden Refugees in Berlin und überall!

Dort wie auch hier in der Schweiz werden Menschen zu Problemen degradiert, für die es eine Lösung zu suchen gilt. Die Lösungen der Politiker_Innen und Behörden, sowie der Bullen als deren Handlanger, bedeuten immer das Einsperren in Lagern, Repression und oft die Abschiebung in die Herkunftsländer oder sogennant sichere Drittstaaten.

Die Kämpfe der Migrant_Innen, welche sich selbstbestimmt gegen diese systematische Unterdrückung auflehnen, machen uns Mut und zeigen uns gleichzeitig die Notwendigkeit auf, mit unseren eigenen Beiträgen diese Repressionsmaschinerie zu sabotieren.

Diese Aktion ist auch eine Antwort auf die bevorstehende europaweite Polizeioperation ‚Mos Maiorum‘ (13.-26.10), bei der 18.000 Polizist_Innen in Zusammenarbeit mit Frontex versuchen werden möglichst viele Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung zu kontrollieren und festzunehmen.

Aktive Solidarität mit allen kämpfenden Migrant_Innen in Berlin und überall!