Zur Cuvry-Brache Besetzung

Am Abend des 21.06.2015, wurde die Cuvry-Brache in Berlin Kreuzberg geöffnet und wieder-besetzt!

Wer wir sind und was wir wollen:

Wir sind, HartzIVler*innen, Romas, eure Nachbar*innen, Chaot*innen, Queer*s, Refugees, kurz die abgehängten dieser Stadt. Wir sind die, die überall und nirgends sind, am 21.06.2015 sind wir im Wrangel-Kiez aufgetaucht und haben uns ein Stück Stadt zurückgenommen, um darauf gemeinsam und solidarisch zu leben und zu kämpfen für eine ganz andere Stadt.

Was ist die Cuvry-Brache?

Die Cuvry-Brache ist eine Freifläche direkt an der Spree mitten im Wrangelkiez, Berlin-Kreuzberg gelegen. Dort will laut Presseberichten der Investor Arthur Süsskind Luxuswohnungen bauen.
Dabei zeigt sich typisch für die Immobilienbranche eine gewisse undurchsichtig, wer nun für was verantwortlich ist: mal händigt die Verwaltungsfirma Nieto GmbH & Co. Verwaltungs KG den ehemaligen Bewohner*innen der Brache den Räumungstitel aus, mal prahlt das Unternehmen Ritter Real Estate mit ihrem Projekt den „Cuvryhöfe“ oder veröffentlicht das Architektur-Büro Langhof schmucke Pläne für das Gelände. Uns ist das gelinde gesagt scheiß egal, wer nun wie die Cuvry-Brache bebauen will – läuft eh nicht…

Denn die Fläche ist nicht nur eines von vielen Filetstücken an der Spree, sondern war immer auch Ausdruck einer anders organisierten Stadt. So befand sich dort, mitte der 90er, einige Jahre das Yaam, bevor dieses den ersten Rendite-Träumen weichen musste. Danach war die Brache eine Frei-Fläche von vielen, die mal von Nachtschwärmer*innen und Feiernden, als Nachbarschafts-Garten oder als Flohmarkt genutzt wurde, bis sie zuletzt im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen das BMW-Guggenheim-Lab besetzt und bewohnt wurde.

Anfangs befanden sich dort nur wenige Zelte und Hütten, bis die Brache zuletzt voll, von all jenen war, die in der kapitalistisch organisierten Stadt keinen anderen Wohnort fanden. Im Spätsommer letzten Jahres, wurde dann die Cuvry-Brache nach einem Brand geräumt. Das Feuer dort entstand – laut Bullen – angeblich aufgrund eines Streites zwischen Bewohner*innen der Brache, doch in der gleichen Nacht kam es auch vor der Eisfabrik, zu einem ebenso dubiosen und ungeklärten Brand, der auch die dortigen Besetzer*innen gefährdete. Klar, dass der Senat, Investor*innen und die Bullen in ihrer perversen Logik gleich die Gelegenheit nutzten und die Fläche räumten…


Bij Wrangelkiez

Heute kaum mehr vorstellbar, aber vor nicht ganz 10 Jahren galt der Wrangel-Kiez noch als Problem-Kiez, in dem es auch mal vor kam, das Jugendliche Bullen mit Steinen für Stunden aus den Straßen vertrieben, wie zuletzt 2006. Seit dem hat ein rasanter Wandel stattgefunden, wurden Menschen aufgrund höherer Mieten verdrängt, der Görli mittels Repression und rassistischen Diskurs angegriffen und Häuser verfallen gelassen für das Versprechen auf mehr Rendite. Die Leute im Kiez aber haben sich immer wieder organisiert und gewehrt, mal leise mit Mieter*innen-Initiativen, mal laut mit Besetzungen wie Schlesische 25, Farbladen oder Bevern Str. 2. Und am 21. Juni mit der Cuvry-Brache:

Die Stimmung an jenem Abend im Kiez war angenehm bullen-feindlich und voller Momente von kleiner Aneignungen. Seien da die Anwohner*innen, die fleißig alle Zivibullen abfotografiert haben, oder die Menschen die sofort auf die Brache gegangen sind, nachdem der Zaun offen stand. Andere sahen rumliegenden Baumaterialien, als das was es ist, gutes Brennholz und entfachten ein Feuer, wieder andere nutzten die Baumaterialien als umfunktionierte Leitern. Viele kamen und haben ihres beigegeben, für einen Abend jenseits vom Party-Ballerman(n) Schlesische Straße.

Wir fallen nicht auf die Parteien rein

Gegenwärtig ist der Kiez in vielerlei Hinsicht ein Brennglas für die diversen Konflikte dieser Stadt, ob rassistische Stimmungsmache für einen „sauberen“ Görli, Unterstützung für den Gemüseladen Bizim Bakkal oder der kürzlichen Zwangsräumung in der Oppelner in nur ein paar Straßenzügen ist vieles der kapitalistischen Traurigkeit zuerahnen. Aber so vielseitig wie die Konflikte sind, sind auch die Dimensionen der Widerstände dagegen:

Die die in Teilen bei der Soli-Arbeit um den Gemüseladen präsent sind, sei es Grüne Partei oder Andere, sind die gleichen, die den rassistischen Diskurs um einen „sauberen“ und „sicheren“ Görli mit prägen und die Schule räumen lassen woll(t)en. Mit ein bisschen Kiezpolitik, scheinen sich da einige schon mal auf den Wahlkampf im nächsten Jahr vorzubereiten. Vieles bei dieser Melange an Aktiv-Bürger*innen und Grüner Partei, dreht sich um die Vorstellung eines „guten und sauberen“ Kiezes, ob bei der Ladenstruktur oder dem Park, dabei greifen so viele Schichten an Repression, Rassismen, „blaming the poor“ und Machtstrukturen ineinander, dass diese nur schwerlich entwirrt werden können. Allein für den Görli wird von Privat- Security, Ordnungsamt, Bullen, Grünflächen-Amt, Presse und Anwohner*innen Initiativen alles mobilisiert, um den Park in seiner Struktur kaputt zumachen und die dort Arbeitenden Leute zu verjagen. So verwundert es auch nicht, dass bei der ganzen Soli-Arbeit für die Ladenstruktur und einen romantischen Kiez, auch mal eben die Menschen im Haus des Gemüseladens mehr oder weniger vergessen werden, die genauso von Verdrängung bedroht sind. Daher rufen wir alle auf, sich um den Görli herum oder bei der Protest -Gruppe um den Gemüseladen herum sich einzubringen und einzumischen gegen Parteien, Rassismen oder die kapitalistische Rendite. Bringen wir uns ein, damit sich alles verändert und radikalisiert…

Refugees Welcome – Bullen in die Spree

Stadt selber machen – Wir bleiben Alle!

Zwangsräumung is nich und Finger weg von der Brache, sonst zeigt Kreuzberg seine Zähne!