Randale mit Perspektive

Die Straßenschlacht am 21.Dezember vor der Roten Flora ist schon in einigen Berichten analysiert worden. Um Wiederholungen zu vermeiden, soll hier vorwiegend auf den Text „Hamburg 21.12.- Von der Schanze bis zur Reeperbahn“ eingegangen werden.

Bereits am Freitag Abend wurden viele von den Bullen positiv überrascht, die sich nach dem St.Pauli Spiel einer Sponti in den Weg stellten, die vom Stadion zur Flora ziehen wollte und vermutlich friedlich geblieben wäre. Die Leute reagierten schnell, drehten einfach um und zogen durch Seitenstraßen zur Reeperbahn, wo die Davidswache erfolgreich angegriffen wurde.

Wir hatten im Vorfeld einen Text veröffentlicht, der die Kettenbildung als Anachronismus bezeichnet und ablehnt. Tatsächlich war der erste Block dieser Demo auch ziemlich schmal, weshalb die Bullen dann versucht haben auf den Gehwegen rechts und links vorzurücken um die Masse so angreifen zu können. Sie wurden aber von den für Hamburger Verhältnisse ungewohnt gut ausgerüsteten TeilnehmerInnen überrascht, die sich vorne nicht vom WaWe vertreiben ließen. Nach einigen Minuten griffen dann Leute aus dem hinteren Bereich ins Geschehen ein, so dass die Bullen ihren Vormarsch abbrechen mussten.
Das längere Stehen in Ketten bevor es los ging, hat den Bullen bestimmt einige Videoaufnahmen gebracht. Es war auch überraschend, das der Einsatzleiter der Bullen, angeblich ein Herr Peter Born, seine Truppen mit einer längst überholten Taktik führte. Nur dadurch konnte sich eine Auseinandersetzung mit klaren Fronten bilden. Die später gelieferte Begründung für das Stoppen der Demo klingt wenig glaubhaft, der Versuch über 7.000 Menschen mit WaWe und einer zusammengewürfelten Truppe aus anfänglich maximal 300 BeamtInnen zu zerstreuen ist dilettantisch. Die Männer und Frauen verschiedener Bundesländer, die ab 13:00 in der Max-Brauer-Allee aufmarschierten, guckten zwar entschlossen und brutal wie in den Aufnahmen von Landsern in der Wochenschau der Wehrmacht, dass sie dann aber kaum versuchen Leute festzunehmen, sondern nur den Auftrag haben zu verletzen kam überraschend.
Für die Räumung der Schanze brauchte die Polizei 50 Minuten. Das ist gar nicht so schnell, allerdings ist der Preis für beide Seiten hoch gewesen angesichts der Anzahl der Verletzten. Wirklich vorbereitet waren auf diesen plötzlichen Angriff der Bullen nur einige hundert Leute, wer nichts zum Werfen dabei hatte stand eingepfercht herum statt die umliegenden Straßen zu verbarrikadieren. Denn entgegen der Medienhetze waren die meisten tatsächlich zum friedlichen Demonstrieren gekommen. Sehr gut war der Angriff auf Bullen vom Bahndamm aus, denn dadurch mussten plötzlich zahlreiche der angreifenden Einheiten neue Aufgaben übernehmen und die Kommunikationsstruktur der Bullen geriet durcheinander. Der eigentlich durch nichts gerechtfertigte Mythos des USK wurde angekratzt als sich der Vorteil großer und schwerer Steine gegenüber ihrer Schutzausrüstung bemerkbar machte.

Für die Vermittlung des Anliegens – unversöhnlicher Widerstand gegen das herrschende System und die Negation des staatlichen Gewaltmonopols – war dieser Riot ein voller Erfolg. Was danach passierte, dezentrale Aktionen und Mobactions in verschiedenen Kiezen, war das konsequente Umsetzen von Erfahrungen der letzten Jahre. Wenn die Strukturen vor Ort dabei mehr Beteiligung von Auswärtigen wünschen, werden sie sicher in der Lage sein das im Vorfeld zu kommunizieren.
Aus polizeilicher Sicht ist das Einkesseln einer Demonstration wie in Frankfurt gescheitert während sich die Militanten nicht mehr mit dem aussichtslosen Ritual der vergangenen Schanzenfest-Randalen begnügten. Angefangen von der Mobilisierung unterschiedlicher Spektren bis zu Soliaktionen mit hohem Sachschaden, wurden fast alle uns zur Verfügung stehenden Mittel umgesetzt, dass ist der Erfolg dieser Demonstration.
Hier wurde eine hohe Hürde errichtet, die eine Räumung der Flora oder anderer Projekte wie Köpi, O-Platz Camp usw. in weite Ferne rücken lässt, wenn diese ähnlich auf entsprechende Drohungen reagieren.