übernommen von linksunten:
1. „Autonome Schuld an Krawallen “ – Der frühe Morgen
Ein Aufruhr, eine Revolte entwickelt sich, spitzt sich zu, um dann eines Tages, zu explodieren.
Ein Krawall dagegen entsteht nicht spontan, vielmehr wird sich dazu verabredet… Im Vorfeld der EZB-Eröffnung gab es eine der größten militanten Mobilisierungs-Kampagnen der letzten Jahre (seit G8-2007).
Dabei wurden nicht nur diverse Aktionsformen getätigt, sondern auch die unterschiedlichsten Themenfelder in Bezug zum 18.03 gesetzt – KIK & Ausbeutung, Banken, der repressive Staat/Troika, steigende Mieten oder die wachsende Militarisierung Europas. Und auch in FFM selbst, wurde in den Tagen davor noch einmal mit Feuer, Farbe und Stein auf den Aktionstag hin gearbeitet.Insofern überrascht es schon, dass die Cops bis ca. 9Uhr so schlecht aufgestellt waren, trotz das 7.000 Bullen – inklusive USK, Blumberger Bundesbullen & Berliner Schweinen – und vermutlich jedem einsatzfähige Wasserwerfer der BRD vor Ort war.
Am Morgen selbst scheint die Frankfurter Rundschau1 eine bessere Lage-Aufklärung gehabt zu haben, als die Bullenleitung in FFM. Spaß beiseite, wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass morgens bei der Uni kein TaBo2 oder anderes Zivischwein vor Ort war und nach oben gemeldet hat, was für ein hübscher Mob sich dort formiert hatte. Bleibt die Frage, wieso trotzdem der Mob so frei agieren konnte? Hier gibt es eigentlich nur zwei mögliche Erklärungsansätze:
Der Krawall war politisch gewollt
Die Bullen hatten weiterhin bzw. auch im Vorhinein eine Fehleinschätzung.
Unser Erachtens kann erstens eher ausgeschlossen werden. Es fehlen hierfür schlicht die politischen Akteur*innen, die zum einen, die entsprechende Entscheidungsbefugnis hätten so etwas zu veranlassen und zum anderen daraus nennenswerten politischen Mehrwert zögen. Außerdem wird der neue Oberbulle sicher nichts weniger gewollt haben, als bei seiner ersten Großlage schlecht dazustehen.Last but not least, halten wir solche Ansätze generell eher für Verschwörungstheorien.
Bleibt also nur zweitens: Die Bullen haben schon bei vergangenen Events, wie z.B. M31, sich gerne schwerpunktartig fokussiert und dabei hinter Hamburger-Gittern selbst eingesperrt, so auch bei der EZB-Eröffnung. Dies resultiert sicherlich zum Großteil aus ihrer Verantwortung gegenüber der EZB als europäische Institution, dem Aktionstag letztem Jahr im November, aber vermutlich auch aus einer fehlerhaften Lageeinschätzung im Vorhinein, welche wahrscheinlich die EZB und die Demo am Abend als Fokus der Aktivist*innen ausgemacht hatte (neben der EZB war übrigens auch die Deutsche Bank massiv vergittert und bewacht). Auch scheinen die Bullen, von der frühen Uhrzeit überrascht gewesen zu sein. Hierfür spricht, dass nach unseren Beobachtungen, morgens noch bei weiten nicht alle Hundertschaften in FFM waren.
Im Allgemeinen hat sich am Morgen, eine grundlegende Schwäche der Bullenstrategie der letzten Jahre gezeigt: Seit ende der 80er Jahre, als in Berlin die Vorläufer des BFE entstanden sind, setzten die Cops in der BRD, zunehmend auf kleine Greiftrupps. Diese funktionieren aber nur im Rahmen von kontrollierten Demos. Ist aber, wie am 18.03 ein größerer militanter Mob unterwegs, können die kleinen Trupps oder sogar Zug-Stärke große Einheiten kaum herangeführt werden und wenn, nur unter großem Steine fressen. Als Resultat hierauf wird meistens auf die Hundertschafts-Größe „umgestellt“. Dies war stellen weise sehr anschaulich in FFM zu beobachten, überraschend ist daran wenig, um so spannender dagegen ist aber wie lange es dauert, dass sich die Einsatzleitung darauf einstellt und wie die unterschiedlichen Einheiten dies umsetzen (hier lohnt ein Vergleich mit Hamburg 21.12 Rote Flora Demo). Am Morgen der EZB-Eröffnung haben die Bullen enorm lange gebraucht, um oben genanntes zu kapieren.
„Das wollten wir nicht“ – das Politische
Während ein Sprecher von Attac sich in einem Interview distanziert und sagte: „Das wollten wir nicht“. Entgegnen wir: Doch genau das wollten wir und unsere wütenden Freund*innen aus ganz Europa: einen politischen Krawall!
Anders als unsere Freund*innen von Urban Resistance, sehen wir das Verhalten von Teilen von Blockupy und hierbei besonders von UmsGanze…/M18 als solidarisch und positiv! Das sich dagegen die Linke, Attac oder der IL Schreihals Christoph Kleine (erinnert sei an G8) distanzieren und Militanz ausgrenzen, ist uns gelinde gesagt scheiß egal.
Die EZB-Eröffnung ohne den Vormittag wie er war, wäre ein integrierter Teil des gesellschaftlichen Spiel gewesen, ohne größere Resonanz, wo wir auch schon bei einem, für uns, der wichtigsten Gründe für die Militanz wären – die Negation des Bestehenden. Wenn wir Macht als etwas fluides begreifen, wenn also im Empire, weniger die Entscheidungen Einzelner, sondern der Diskurs der Vielen Veränderungen bestimmen, dann kann so ziemlich alles integriert werden. Und das wird es auch, selbst so etwas wie der Punk ist heute Mainstream3.
Angriffe auf den Staat oder die kapitalistische Organisierung dagegen, sind Bilder die nicht anders gezeichnet, nicht integriert werden können. Die Botschaft die diese Bilder enthalten – wir sind wütend & solidarisch mit den kämpfenden im Rest-Europas; überall – hat sich von Chile bis nach Athen verbreitet.
Das wäre ohne den politischen Krawall sicher nicht der Fall gewesen, vielmehr hätten Parteien und andere Reaktionäre versucht Kapital aus dem Spektakel zu ziehen, dass kann nun zum Glück von jenen nicht mehr getan werden. Überhaupt nehmen wir die Presse, für einen Tag wie diesen, als positiv war. In praktisch allen Zeitungen fanden sich Berichte über die Situation in Griechenland und anderswo, die Gegenwärtige Politik der Verarmung wurde kritisiert und Aussagen die in etwa so lauten: „Die Wut ist zwar berechtigt aber die Gewalt…“, zeigen erstaunlich viel verständnis.
Leider können wir uns in diesem Zusammenhang eine kleine Randbemerkung zum „Aktionskonsens“ nicht verkneifen: Im Grunde genommen ist es in Teilen eine Wiederholung der Diskussion um Castor Schottern, wobei „die“ Militanten sich diesmal nicht vorhalten lassen können, keine eigenen Aktionen gemacht zu haben: es gab morgens einen eigenen Finger, Kundgebungen wurden nicht bewusst angesteuert und auf der Demo am Abend wurde sich nachdem Konsens gerichtet.
Das trotzdem manche innerhalb von Blockupy, solchen Alleinvertretungsanspruch geltend machen und behaupten es sei ein „Aktionskonsens“ gebrochen worden, wundert uns nicht. Von Parteien & Co. ist nichts anderes zu erwarten. Hier aber trotzdem nochmal: Wir waren nie Teil von Blockupy und daher auch nie vom Aktionskonsens.
Die dabei teils vorhandene Kritik an einigen Aktionen können wir nicht teilen, im Gegenteil, wir haben selten solch zielgerichtete Militanz gesehen: 7 abgefackelte Polizeikarren, 55 beschädigte, 150 verletzte Bullen, Barrikaden, Angriffe auf Banken, teuren Einzelhandel, Versicherungen, Bürgeramt, Gericht, Verkehrsbetriebe und insgesamt einen Sachschaden in Millionen-Höhe sind ein klares Statement…
Ironie der Geschichte ist an dieser Stelle auch, dass die bei vielen linksradikalen/autonomen nicht sehr beliebte Syriza sehr viel lässiger auf den Krawall reagiert als ihre deutschen Anhänger*innen innerhalb von Blockupy:
Chondros gibt 3sat ein Interview:„Die EZB soll Liquidität sichern, aber Griechenland nimmt sie aus“, erklärt er. „Warum?“, fragt die Reporterin. „Weil die Alternative in Griechenland nicht Beispiel für Europa werden soll. Eine Alternative zur neoliberalen Logik, zur Austerität.“ Nachfrage der Reporter*in: „Hier brennen aber auch die Autos. Ist das okay?“, fragt sie. „Ja“, sagt Chondros. „Das ist gut für die Medien. Was anderes wollen die ja nicht.“ Er lacht noch mehr als die Reporter*in von 3sat.
Zurück in die Zukunft
Die Fallhöhe nach solchen Groß-Events in die Mühen der Alltagskämpfe ist groß, aber so politisierend, elektrisierend und inspirierend solche Tage sind, so wenig werden wir damit unserem Horizont der Hoffnung wesentlich näher kommen. Und jetzt?
In der Streitschrift/Broschüre Guccio wurde der Vorschlag verbreitet, sich noch in diesem Jahr in einem transnationalem Rahmen zu treffen. Unsere Welt in der wir leben überfordert uns alltäglich während die Restlinke noch über die Krise mobilisiert, ist längst wieder ein neuer Zyklus angebrochen, werden neue Lebensbereiche, Menschen und Regionen verwertet. Überall in Europa oder anderswo greift das Empire die letzten verbliebenen sozialen Beziehungen und Strukturen an, werden Menschen, ob durch Hartz IV oder Piano Casa (It) „verwaltet“, kurz findet der soziale Krieg statt. Die Idee treibt uns daher die Freude ins Gesicht, denn all dies können wir nur gemeinsam begreifen, analysieren und schlussendlich verändern.
Wir greifen daher die Idee auf und schlagen vor am 1.Mai zur Expo Eröffnung nach Mailand zu fahren, um unsere Beziehungen zu unseren wütenden Freund*innen zu intensivieren und auszuloten, wann, wo und wie wir wieder zusammen treffen…
Für mehr Funken speiende Feuerwerke
am Horizont unserer Hoffnung
Autonome Gruppen
Aktionen in den Tagen, Wochen, Monaten davor (nur 2015):
Für 2014 siehe Destroika Update
Die unmittelbaren Tage davor in FFM:
FFM Feuer Strom/Kommunikationsmasten
Gegen KIK:
In Leipzig
In Wuppertal
In Köln
In Berlin II
In Berlin I
In München II
In München I
In HH
Gegen Banken:
In Berlin I/ Scheiben von Santander Bank
In Berlin II/ Deutsche Bank
In Berlin III/ Bankautomaten
In Berlin IV Glasbruch Commerzbank
In Berlin V Auto von Volksbank abgefackelt http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.268924.php
Berlin VI Bank gesmasht http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.268539.php
Berlin VII Santander Bank
Berlin VIII Sparkasse
Leipzig Bank
Freiburg Bank
Andere Themengebiete:
Berlin: Destroika trifft Knastindustrie
Berlin Secruity-Autos abgefackelt + Video
Bremen BW-Auto abgefackelt
Dresden ein DB-Auto
Frankfurt/M Deutsche Annigton
Frankfurt/M Automaten
Heidelberg Immobilienbüros
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