Von den europäischen Mainstream Medien zu Gunsten einer unerträglichen Hetze gegen Flüchtlinge verschwiegen, ist als Vorbote des kommenden Aufstands, die Revolte der Jugendlichen in Frankreich angekommen. Der antiautoritäre Raum verhält sich dazu wie immer abwartend, so das hier nur eine Zusammenfassung der letzten Tage möglich ist.
Aktionstag 31. März
Der 31. März sah Hunderttausende in Frankreich auf den Strassen, die Gewerkschaften sprechen von 1,2 Millionen, die Behörden von 400 000, real dürften es also weit über eine halbe Million gewesen sein.
Was eine deutliche Steigerung gegenüber dem letzten gemeinsamen Aktionstag von Gewerkschaften und Jugendbewegung gegen die geplanten Änderungen im Arbeitsrecht bedeutet, der am 9. März stattfand und bei dem je nach Zählart zwischen einer halbe Million (Gewerkschaften) und 230.000 (Behörden) gezählt wurden. Für Paris gehen realistische Schätzungen für von 60 000 Demonstrant_innen aus. Die Arbeitsniederlegungen blieben im überschaubaren Rahmen, besonders betroffen war der Fernverkehr, sowie der Nahverkehr in einigen Städten.
Aber natürlich war dieser Tag nicht nur so besonders aufgrund der beeindruckenden Menschenmassen, die sich durch die Strassen schoben, beeindruckend war besonders die kämpferische Stimmung auf den meisten Demos und das hohe Maß an Bereitschaft zu direkten Aktionen und Konfrontationen mit der Staatsgewalt. Die Bullen sind sehr brutal aufgetreten, es wurden Wasserwerfer, Gummigeschosse, Pfefferspray und Unmengen an Tränengas eingesetzt und trotzdem kam es zu teilweise stundenlangen Ausschreitungen in verschiedenen französischen Städten. Landesweit kam es zu um die 100 Festnahmen, 20 Menschen wurden durch die Geschosse der Bullen ernsthaft verletzt.
In Paris waren die Auseinandersetzungen besonders während der Schülerdemo am Mittag extrem, die Bullen sind immer wieder in die Demo rein, es wurde massiv Pfefferspray und Tränengas eingesetzt. Schon bei den Schülerdemos in den letzten Wochen gab es organisierte Kerne, die sich gegen die Bullen zur Wehr setzen und militante Aktionen durchführten. Jetzt aber gab es erstmals so etwas wie einen blac block, der sich immer wieder gegen die Bullen durchsetzen konnte. Und trotz der immer wiederkehrenden Attacken durch die Bullen ist die Demo nicht kleiner geworden und konnte letztendlich geschlossen den Auftaktort der zentralen Demo am Place d’Italie erreichen. Hier übernahmen Teile des black bloc die Spitze der Grossdemo, mischten sich dort allerdings mit Student_innen und Gewerkschaftlern und so war es ein bunter Haufen, der sich an der Spitze der Demo immer wieder Scharmützel mit den Bullen lieferte.
Dem Aufruf zu Platzbesetzungen wurde in mehren Städten Folge geleistet, richtig voll wurde es aber nur in Paris, wo sich trotz schlechten Wetter im Laufe des Abends mehrere tausend Menschen auf dem Platz der Republik einfanden. Es wurde bis in die Nacht diskutiert, Musik gehört und gefeiert, aber am frühen heutigen Morgen, als nicht mehr viele Leute anwesend waren, kamen dann die Bullen und räumten den Platz.
In Straßburg hat unterdessen ein Grossaufgebot der Bullen den Uniflügel geräumt, der nach der Demo besetzt wurde. Nach der offiziellen Demo waren noch tausend Leute zur Uni marschiert und hatten einen Gebäudeflügel in Beschlag genommen.
Video aus Rennes.
Video aus Nantes.
Video aus Lyon.
Aktionstag 5. April
Wie zu erwarten, haben die Bullen bei diesem Aktionstag in Frankreich die Gelegenheit genutzt, um nach den heftigen Krawallen am vergangenen Donnerstag (vermeintliche) Stärke zu demonstrieren. Allein bei den Bullenangriffen auf die Demo der Schüler*innen in Paris gab es um die 130 Festnahmen und zahlreiche Verletzte.
Der Tag begann in Paris ebenso wie in einigen anderen Städten mit Blockaden von Dutzenden Oberschulen, landesweit sollen es um die 150 gewesen sein. In der Hauptstadt gab es dabei erneut Angriffe der Bullen, vor der Léonard de Vinci Schule ging bei den Auseinandersetzungen eine Barrikade vor dem Schulgebäude in Flammen auf und die Fassade der Schule fing daraufhin Feuer, was für ziemliches Aufsehen in den französischen Medien sorgte.
Die Demo der Schüler*innen, die wie in den vergangenen Wochen um 11:00 am Platz der Nation startete, war dann besonders im Visier der Bullen, nachdem sie am letzten Donnerstag die Schüler*innen nicht unter Kontrolle bekommen hatten. So gab es heute schon am Startpunkt eine hohe Bullendichte und erstmals auch massive Vorkontrollen. Die Demo selber wurde nach anfänglichen Scharmützeln mehrmals massiv von den Bullen angegriffen. Trotz Gegenwehr mit Steinen, Latten, Farbe und Zwillen gelang es den Bullen, die Demo im zweiten Versuch aufzustoppen und einen Teil der Demonstrant_innen, die die Spitze des Demonstrationszuges bildeten, einzukesseln. Später wurden aus dem Kessel dann über 100 Leute in Polizeibussen abtransportiert.
https://www.youtube.com/watch?v=j5RobllC9EQ
In Nantes brachte der Tag auch immer wieder Zusammenstösse zwischen Demonstrant*innen und den Bullen. Etliche Banken und Shops von Grossunternehmen büssten im Laufe des Nachmittags ihre Schaufensterscheiben ein, auch ein Parteibüro der „sozialistischen“ Regierungspartei wurde angegriffen. Immer wieder wurden im Laufe des Tages Hindernisse auf den Strassen errichtet und angezündet und die Strassenbahn blockiert. Die Bullen setzten, wie bei den letzten Aktionstagen, wieder grosszügig Tränengas ein. Am späten Nachmittag zogen dann noch viele Demonstrant_innen zum Bahnhof von Nantes und legten ihn lahm. Angesichts der überschaubaren Anzahl an Leuten (die Bullen sprechen von unter 2.000) hatten die Sicherheitskräfte massive Probleme. Am Abend dann wurde auch in Nantes ein Platz für eine Nuit Debout in Beschlag genommen. Es heisst, es habe in Nantes 12 Festnahmen im Verlauf des Tages gegeben.
Auch in Rennes lag das Begehren vieler Demonstrant_innen in der Blockade der Gleise am Bahnhof, hier dann heftige längere Zusammenstösse mit den Bullen und natürlich den obligatorischen Tränengaseinsatz.
In Rouen gibt es ebenfalls Zusammenstösse, während die Schüler*innen und Student*innen zum Bahnhof zogen und die Strassenbahn blockierten, zogen die Hafenarbeiter los und legten den Strassenverkehr lahm.
Auch in Toulouse kommt es am Abend nach der eigentlichen Demo zu Auseinandersetzungen. Und auch hier Tränengaseinsatz, als die Leute zum Bahnhof ziehen, um ihn zu blockieren, der allerdings von den Bullen abgeschirmt wird. so werden dann auch hier am Abend Zelte für eine Nuit Debout werden aufgebaut.
Die Teilnehmer*innenzahlen der heutigen Proteste waren sehr überschaubar, die Bullen sprechen von landesweit um die 25.000. Trotzdem waren viele sehr entschlossen unterwegs, besonders in Nantes und Rennes hatten die Bullen Probleme. Der heutige Aktionstag war für die „Bewegung“ im Prinzip nur ein Aufwärmtraining. Schon am kommenden Samstag rufen dann wieder die Gewerkschaften zu einem neuen Protesttag auf. Da dies der erste Protesttag an einem Wochenende ist, dürften dann wahrscheinlich viele den Weg auf die Strasse finden, was es auch für die Bullen schwieriger machen wird, so wie heute in Paris zu agieren.
Video aus Nantes.
Video aus Rennes.
Video aus Toulouse.