der folgende Text wurde uns zugespielt. Vielleicht wirkt er ein wenig polemisch, aber wie sieht es zur Zeit aus mit der Antifa? Die antifaschistische Szene scheint imun gegen Kritiken zu sein, viele Sachen werden einfach ausgesessen. Dabei sind merkwürdige Vorgänge bekannt geworden, sei es in Berlin die Zusammenarbeit mit einem Mitglied des Verfassungsschutzausschusses oder in Dortmund die Gedenkveranstaltung für getötete Bullen.:
Ein antifaschistisches Festival in einem Vorort, der von Nazis dominiert wird? Das klingt nach einer guten Idee und zeigt, dass es Antifas gibt, die organisiert sind und planen können. Das Konzept ist jedoch (nicht nur) in diesem konkreten Fall fragwürdig.
Buch ist ein kleiner Ort mit vielen Hochhäusern. Der bereits bekannte Nazi Christian Schmitt ist mit seinem Gefolge dort aktiv und eine konkrete Bedrohung. Vor Ort gibt es niemanden, der ihn in die Schranken weisen könnte.
Mehrfach haben hauptsächlich Berliner antifaschistische Gruppen dort Veranstaltungen organisiert, die ausnahmsweise und kurzzeitig kleine Räume geschaffen haben, in denen Nazis nichts zu sagen hatten. Oft ist das mit Hilfe der Polizei durchgesetzt worden.
Beim Antifa-Festival nun gab es die Situation, dass mehrere hundert Leute mit offensichtlichem antifaschistischen Konsens zusammengekommen sind und für ca. drei Tage ein kleines Gebiet „besetzt“ haben. Besetzt in so fern, dass es den Nazis genommen wurde, nicht dem Staat.
Was wir erstaunlich finden, das ist, dass hundert und mehr Menschen nicht in der Lage sind, einer Gruppe Nazis, die maximal zu dreisigst, eher jedoch zu zehnt sind, die Hoheit über diese kleine Stadt zu nehmen. Im Gegenteil: auf kleinstem Raum pferchen sich die Teilnehmer_innen, um das Kulturprogramm zu konsumieren. An den Rändern patroullieren ein paar Dutzend deutlich als Schutz erkennbare Antifas, die deutlich machen, dass kein Nazi auf das Gelände gelangen kann. Der Rest der Stadt ist Angstgebiet für jede_n, der/die offensichtlich nicht aus Buch kommt und potentielle_r Teilnehmer_in des Festivals ist. Die Räumliche Trennung von Antifa-Festival und Rest-Stadt (also Nazi-Gebiet) wird dadurch verstärkt, dass die Polizei die wichtigen Wege Richtung Stadt/Bahnhof nahe dem Festival-Gelände besetzt hat und auch Leute kontrolliert wenn sie will.
Die jämmerliche Situation zeigt die schwäche der Antifa: sie ist eine Szene, die nichts im Sinn hat, als Verbündete gegen Nazis zu suchen. Und dies hauptsächlich im bürgerlichen Lager. Denn es wird nicht versucht, Nazis aus Überzahlsituationen heraus zu Schikanieren und es wird nicht versucht, eine Angriffskultur gegen Faschist_innen herzustellen.
Das wäre aber nötig!
Eigentlich sollten derartige Festivals keinen Schutz haben. Mit 100, 200 oder 300 Leuten, inklusive eingeplanten Kampferprobten und einer Meldestruktur könnte getrost gewartet werden, dass Nazigruppen kommen. Dies würde alle in die Verantwortung versetzen, sich mit der faschistischen Bedrohung auseinanderzusetzen und folglich nicht stupide Alkohol zum Kulturprogramm zu konsumieren bis man nichts mehr rallt. (Wer sich auf keinen Fall boxen will oder kann, muss natürlich die Situation immer abwägen, ob es möglich ist ins Nazigebiet zu fahren.) Auch wäre es besser möglich, spontan mit vielen Leuten in andere Winkel der Stadt vorzudringen und dadurch für die Nazis einen Angstraum zu schaffen. Es wäre schlimm für sie. Die Bullen wären definitiv nicht in der Lage, die ganze Stadt zu beaufsichtigen und würden obendrein Gefahr laufen, als Verbündete der Nazis ins Visier zu geraten.
Eine solche Situation wäre für gewisse Leute attraktiv:
– Jugendlichen, die sonst eher den Gruppenhalt der Nazis suchen würden, finden Spaß an einer sinnvollen Beschäftigung und bekommen Zugang zur Antifa. Es wäre darüber zu diskutieren, ob diese angesprochen werden sollen.
– die, die normalerweise ins Beuteschema der Nazis fallen könnten Rechnungen begleichen und selbstbewusster werden.
– Menschen, die generell gezielte Aktionen gegen den Staat und die Nazis gut finden oder zumindest schon damit sympathisieren würden viel mehr angesprochen als durch ein Event mit festem Konzept, dass von Grund her offensives Auftreten ausschließt
Für Andere wäre es unattraktiv.
– Menschen, die nichts gegen den Staat haben, wählen gehen oder in der Polizei auch nur Menschen sehen
– die, die in der Antifa-Szene nur Anerkennung suchen, aber nie etwas riskieren
– solche, die politischen „Extremismus“ ablehnen
Diese werden aber leider auch durch Festivals wie in Buch versucht anzusprechen oder ganz von selbst angezogen und nur zu oft bereitwillig aufgenommen. Das Magazin „radikal & unsympathisch“ spricht dabei von der Volksfrontstrategie der Antifa, die in ihrer Geschichte verwurzelt ist. Wer in diesen Milieus, also auch bei ganz normalen deutschen Bürgern nach Verbündeten sucht, der missachtet die Lehren aus dem NSU, der rassistischen Normalität und eigentlich alle Erkenntnisse, die in über 50 Jahren des Kampfes gegen das System gesammelt wurden.
Anstatt für Antifa-Politik sollten solche Festivals wie in Buch genutzt werden, um wieder mehr Menschen für Widerstand zu begeistern. Dazu braucht es mehr Praxis, für die definitiv Konzepte jenseits der „Schutzkonzepte“ erdacht werden müssen.