AfD in Berlin – Desaster für die Antifa

Die AfD Demonstration am 7. November offenbarte das ganze Dilemma der Berliner Antifa nach über einem Jahr regelmäßiger Naziaufmärsche. Unter Berliner Antifa verstehen wir die Menschen in dieser Stadt, die sich auf den Anti-Nazi Kampf spezialisiert haben genauso wie die linksradikalen, autonomen und anarchistischen Zusammenhänge, die Hausis, die Antira Gruppen und alle, die entsprechenden Aufrufen zu Protesten folgen. Nicht jedoch die vermeintliche Zivilgesellschaft und die Beschwichtiger aus der Szene der Labelpolitik.

Unser Versagen wurden in Texten auf Linksunten versucht zu analysieren, der kurze Beitrag „Lediglich 800 Menschen demonstrieren in Berlin gegen die AfD ? Antifa, wir müssen reden!“ bot einige interessante Blickwinkel auch in den Kommentierungen. Warum dieser Text von Linksunten zensiert wurde bleibt ein Geheimnis der Mods.
Einen etwas längeren Text „Bundesweite AfD-Demonstration läuft durch Berlin – Gegenprotest von der Polizei brutal angegriffen“ zitieren wir im Folgenden, vorher aber noch eigene Einschätzungen.

Erneut hat sich am Samstag gezeigt, dass mit dieser Art und Weise der Mobilisierung nicht ausreichend Menschen eingebunden werden. Für Unorganisierte und für Bezugsgruppen dürfte vermutlich der angemeldete Treffpunkt in der Friedrichstraße relevant gewesen sein, weil er der einzige öffentliche war.
Warum wurde trotz aller Diskussionen und Fehleinschätzungen in der Vergangenheit erneut ein Protest mit den Worten vereinnahmt:

„Grundlage unserer Aktionen ist folgender Konsens: Unsere Massenblockaden sind Menschenblockaden.
Von uns geht dabei keine Eskalation aus.“
?

Weil jenseits der Befriedungsstrategen und angehenden BerufspolitikerInnen der IL keine Strukturen mehr existieren, die Aufrufe schreiben und diese verbreiten.

Die Parole „Antifa heißt Angriff“ ist in Vergessenheit geraten ob dem unendlichen Blockade Geschwätz. Wir haben uns davon desillusionieren lassen, oder einschläfern lassen. Und wir haben alle Erfahrungen mit dezentralen Konzepten vergessen; nämlich das diese länger vorbereitet werden müssen, von Menschen die verbindlich Aufgaben übernehmen und andere Leute direkt für Aufgaben anfragen.

Wir haben es verkackt, manche aus Faulheit, manche weil sie andere Prioritäten haben. Jederzeit wäre es möglich sich in kleinen oder größeren Kreisen zu verschwören und die Jagdsaison auf Nazis zu eröffnen.

3000 Menschen demonstrierten gestern gegen die bundesweite AfD-Demonstration in Berlin. Es kamen 4000 Rassist*innen, darunter viele Neonazis. Die Polizei hatte die gesamte Strecke mit Hamburger Gittern abgesichert und ging sehr brutal gegen den Gegenprotest vor. Es wurden immer wieder Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Es gab viele Festnahmen und Verletzte. Angriffe von Nazis wurden dagegen ignoriert.

Video vom Tag

Der Tag
Zunächst startete eine antifaschistische Demonstration vom U-Bahnhof Kochstraße mit 1800 Teilnehmer*innen. Gegen Ende der Demonstration gab es einen Durchbruchversuch, der von der Polizei attakiert wurde. Für einige Zeit gab es dann einen Kessel. Im folgenden versuchten immer wieder Gegendemonstrant*innen an verschiedenen Stellen auf die Route zu kommen. Es gab kleinere Sitzblockaden und Blockaden der Anfahrtswege. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von 1100 Polizist*innen und vielen Hunden am Start. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie den Aufmarsch mit aller Kraft durchsetzen würde. Es gab 59 Festnahmen und viele Verletzte. Es war auffällig, wie brutal die Polizei vorging. Es wurden direkt zugeschlagen und schnell das Pfefferspray eingesetzt. Es wurde eine sehr harte Linie gefahren und dabei die Verletzungen von Menschen billigend in Kauf genommen. Die inhaltliche Nähe von AfD und Teilen der Polizei wurde in letzter Zeit immer wieder deutlich. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Rainer Wendt gab zuletzt dem extrem rechten Verschwörungsmagazin „Compact“ ein Interview. Die Gewerkschaft hetzt in den letzten Wochen konsequent gegen Geflüchtete.
Die AfD hatte keine Probleme damit, dass viele erkennbare Nazis bei ihrer Demonstration mitliefen, darunter auch einige prominente NPD-Kader. Die AfD formiert sich als rassistische Sammlungspartei von rechts bis ganz rechts.
Auch die Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus hatten versucht zu einer Kundgebung zu mobilisieren. Dort kommen nur einige hundert Menschen. Die Polizei gab nach anfänglichen Schätzungen die Zahl der AfD mit 5000 und die der Gegendemonstrant*innen mit 800 an. Dies ist ein politische Schätzung, die der AfD dienen soll. Es waren definitiv mehr als 800 Gegendemonstrant*innen am Start.

Die Mobi
Der gestrige Tag war kein Erfolg. Die AfD konnte nicht blockiert werden und konnte mehr Leute mobilisieren als der Gegenprotest. Das Gefühl tausende Rassist*innen an sich vorbeiziehen lassen zu müssen und dann noch von der Polizei verprügelt zu werden, ist scheiße.
Es geht nun nicht darum, sich in seinem selbstgerechten Hass auf die Szene zu bestätigen, sondern den antifaschistischen Kampf zu stärken. Da ist es zu hoffen, dass sich an solchen konstruktiven Versuchen in nächster Zeit noch mehr Leute beteiligen. Denn es ist klar, dass was wir auf die Straße bringen gegen die Nazis in Marzahn, gegen Bärgida, zur Unterstützung von antifaschistischen Strukturen in Brandenburg und Sachsen oder gegen die AfD; reicht bei weitem nicht aus. Wir müssen mehr und entschlossener werden, dem würden wahrscheinlich alle zustimmen.
In Berlin ist im Gegensatz zu anderen Städten auch das völlige Fehlen einer sogenannten Zivilgesellschaft feststellbar. Hier mobilisieren keine Theater, Pfaffer, Grünen oder Künstler. Diese Mobilisierungen haben ihre klaren Schattenseiten. Die Zivilgesellschaft weist bei solchen Inszenierungen den eigenen Rassismus gerne sehr weit weg. Aber es führt auch dazu, dass in Berlin nicht sonderlich viele Menschen gegen Nazis zu mobilisieren sind.