Ein neuer Aktionstag der Schüler_innen und Student_innen in Frankreicham 14. April. Bereits im Verlauf der Woche kam es zu neuen Blockaden an den Schulen und spontanen, wilden Demos (manif sauvage), nicht nur in Paris.
So gab es am Montag-und Dienstagabend jeweils spontane Demos vom Platz der Republik aus, am Dienstag zogen um die 500 Schüler_innen am Mittag kreuz und durch Paris, 300 Student_innen versuchten in Solidarität mit den Kämpfen der Eisenbahnern einen für den Nahverkehr von Paris wichtigen Bahnhof zu blockieren.
In Lyon zog es gestern 600 Leute nach Vaulx-en-Velin, einem Vorort der Stadt, wo Ministerpräsident Valls zusammen mit etlichen Kabinettsmitgliedern das Regierungsprogramm gegen die soziale Deklassierung in den Banlieus abfeierte. Nachdem die Bullen an den Absperrungen der „roten Zone“ rund um die Tagung geprügelt und Tränengas eingestzt hatten, zog es einen Teil der Demonstranten zur Umgehungsautobahn, die lahmglegt wurde. Hier kam es zu neuen Zusammenstössen und Tränengaseinsatz.
Der heutige Aktionstag begann dann relativ früh mit massivem Tränengaseinsatz in Montpellier. Hier gingen die Bullen immer wieder gegen hunderte Jugendliche vor, die am Morgen in grossen Gruppen durch die Stadt zogen, nachdem sie teilweise brennende Barrikaden vor ihren Schulen errichtet hatten. Die Auseinandersetzungen zogen sich über Stunden hin und die Situation beruhigte sich erst in den Mittagsstunden, als sich auf dem zentralen Platz der Stadt eine Demonstration formierte.
In Montpellier war es bereits letzte Woche zu brennenden Barrikaden und umherschweifenden Schülermobs gekommen, der heutige Tag brachte aber eine deutliche „Vermassung“ dieser Aktivitäten mit sich. Die Bullen hatten sichtlich Probleme, obwohl sie mit einem riesigen Aufgebot in der Stadt unterwegs waren.
Im Gegensatz zu den letzten Aktionstagen gab es diesmal in Paris keine Demo im eigenlichen Sinne mit integrierten antagonistischen Block, stattdessen zog man als wilde Meute durch die Strassen. Ein Versuch, am Nordbahnhof in den Bahnhof zu gelangen, wurde von den Bullen verhindert. Danach zog man weiter zum Hochbahnhof Stalingrad, wo um 13:00 die zentrale Pariser Demo starten sollte. Nachdem die Bullen einen Teil der Schüler_innen eingekesselt hatten, kam es zu einigen Auseinandersetzungen und der Kessel war aufgelöst. An der zentralen Pariser Demo nahmen lediglich 3000 Menschen teil, die von einem sehr grossen und aufdringlichen Bullenaufgebot begleitet wurden. Bei eher mäßiger Stimmung zog man zum Platz der Republik, wo die Bullen dann während der Abschlusskundgebung mit Tränengas um sich schossen und weitere Leute festnahmen. Es gab im Laufe des Tages insgesamt sieben Festnahmen in Paris.
Es hatte sich ja bereits abgezeichnet, dass diese neue soziale Bewegung in Frankreich, jenseits des Hype um die Nuit Debout, der mittlerweile auch die deutschen mass media erreicht hat, in der Krise steckt. Zwar gibt es jeden Tag neue Aktionen und Zusammenstösse an wechselnden Orten, jedoch gelingt ihr keine soziale Ausdehnung und Vermassung. Auch zeigt es sich, dass ohne die Mobilisierungskraft der Gewerkschaften, die Anzahl der Teilnehmer_innen überschaubar bleibt und mit dem heutigen Tage auch deutlich rückläufig ist. Sie wird sich etwas einfallen lassen müssen, um eine neue Dynamik in die ganze Angelegenheit zu bringen.
Nuit Debout – Zusammenstösse am Platz der Republik am 16. April
Eine gute Stunde nach Mitternacht sind nach einigen Zwischenfällen am Platz der Republik, wo sich seit dem 31. März die Nuit Debout etabliert hat, Strassenkämpfe ausgebrochen. Die Bullen schiessen immer wieder mit Tränengas und Gummigeschossen. Es sind trotz der Angriffe und der Uhrzeit immer noch Leute auf den Beinen, die Widerstand leisten. Es fliegen Sachen auf die Bullen, Feuer brennen auf dem Platz. Kleinere Barrikaden. Andere Leute tanzen zu Musik auf dem Platz. Die Repression zieht deutlich an, heute Nachmittag haben die Bullen in Rennes besetzte Teile der Uni geräumt.
Auch um 03:00 Uhr in der Nacht weiter Angriffe der Bullen mit Tränengas.
Bereits letzte Nacht gab es Zusammenstösse und vor allem reichlich Glasbruch mitten in Paris , als eine Demo mit einigen hundert Leuten vom Platz der Republik losgezogen ist und die Bullen lange gebracht haben, bis sie vor Ort waren.
Bis auf Sonntagabend gab es seit dem Aktionstag am Samstag mit den Konfrontationen am Platz der Nation, jetzt eine Woche lang jeden Abend am Abend manifes sauvage („wilde Demos“, viel schöner als „Sponti“), bzw., wie heute Nacht, direkte Konfronationen. Die Bullen haben deutlich Probleme, die Sache in den Griff zu bekommen, obwohl sie ständig mit starken Kräften in der Nähe, bzw. am Platz präsent sind. In der Nacht zu Samstag, als sich Etliche in Bewegung gesetzt hatten, um Hollande nach seiner TV Ansprache zu besuchen, konnten die Bullen zwar die Richtung Elysee-Palast absichern, dafür zogen die Leute aber lange ohne Bullenbegleitung durch die Strassen und es kam zu umfangreichen Sachbeschädigungen an Banken etc, sowie Plünderungen.