der folgende Text wurde von linksunten übernommen:
Sie war gut, diese Woche. Wer eine Woche durchgängig Straßenfest erwartete, war bestimmt enttäuscht. Tatsächlich haben aber die beteiligten Projekte, Gruppen und Einzelpersonen ein respektables Programm auf die Beine gestellt. Darüber hinaus haben so viele Anwohner_innen der Gegend an den Aktivitäten und Auseinandersetzungen teilgenommen, wie schon lange nicht mehr. Gemeinsam, mit Humor und Hass, haben wir den Angriffen der Bullen getrotzt und uns dabei besser kennen und schätzen gelernt.
Aus anderen Stadtteilen und Städten kamen Gäste, die wir alle herzlich willkommen geheißen haben und hoffentlich bald wieder treffen.
Der rebellische Kiez wollte sich von seiner besten Seite zeigen, so wurde es angekündigt. Diese Ankündigung war nicht schlecht, aus mehreren Gründen aber utopisch. Zum Einen gab es letztes Jahr die Langen Nacht der Rigaer Straße, bei der die Bullen im nachhinein zugeben mussten, dass sie eiskalt erwischt wurden. Zum Anderen waren die Einladungen dieses Jahr zum Teil auch schon sehr krawallträchtig, was die bürgerliche Presse auch registrierte und dementsprechend die Mobilisierung in die eigenen Hände nahm. Die Bullen reagierten darauf logischerweiße mit einem einwöchigen und beispiellosen Großaufgebot. Soetwas verschandelt natürlich das ganze Bild.
Als ganz wichtig werten wir deshalb, dass die Stimmung trotzdem nicht depressiv war. Das war nämlich das Ziel des Bulleneinsatzes. In wie weit die oft kurzfristigen Entscheidungen, wie die angemeldete Demo am Freitag Abend, dazu geholfen haben, Ohnmachtsgefühle zu bekämpfen, werden wir weiter diskutieren müssen.
Geholfen beim Kampf um die Straße haben uns definitiv die vielen Anwohner_Innen, die stets ein offenes Ohr oder eine offene Tür hatten, die Hausprojekte, die Schutz boten, die Größe des Gebietes und die lange Zeitspanne, die wir beanspruchten.
Die Pressesperre, die die Bullen zusammen mit Springer und Co. praktizieren wollten, war auch nicht sehr effektiv. Eigentlich sollte nichts über uns in den Zeitungen stehen. Wo sich sonst, gerade im Sommerloch, auf alles gestürzt wird, was irgendwie zu einer Meldung taugt, tauchte das Fest erst auf, als die Meldungen über Angriffs- und Widerstandshandlungen in den sozialen Medien die Runde machten. Dank geht von daher an alle, die verantwortungsbewusst Bilder, Videos und Berichte erstellten. Ermahnt werden müssen aber die Leute, die unverpixelt Bildmaterial hochladen oder gar verkaufen und damit Leute gefährden.
Trotz der Belagerung haben wir also ein nachbarschaftliches und rebellisches Fest gefeiert. Wer Kontakt zu uns herstellen wollte, hat dies tun können. Niemand in der Gegend konnte übersehen, dass hier neben dem gewalttätigen Staat auch noch echte und (eigentlich) friedliebende Menschen Anspruch auf dieses Gebiet und die Häuser erheben.
Die Lange Woche der Rigaer Straße war aufwändig und fand unter der permanenten Gefahr statt, zu einer Machtdemonstration dieses Staates zu werden. Zum Zeichen von Oben an uns, dass Widerstand gegen die Stadtentwicklung und Repression zwecklos ist. Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen wie wir heilfroh der Meinung sind, dass dies durch die Bullen insgesamt nicht durchgesetzt werden konnte. Wir finden aber auch, dass Situationen wie am Dorfplatz, als die Bullen durch die aufgebrachte Menge prügeln konnten, nicht wünschenswert und abschreckend sind.
Für die nähere Zukunft ist eine derartige Bilderschlacht also wahrscheinlich keine Option mehr. Wir sollten die entstandenen Sympathien und Bindungen zwischen den Menschen hier nun dazu nutzen, die Distanz zwischen Oben und Unten zu vergrößern. Wir, die den Kiez um die Rigaer Straße im Alltag beanspruchen und prägen, können uns selbstbewusst gegen die Aufwertung auflehnen. Der Ankündigung der politischen Führung (Tom Schreiber fordert jetzt eine SOKO Rigaer), die Rigaer Straße jetzt zu einem permanenten Aufmarschgebiet der Bullen und des Ordnungsamt zu machen müssen wir eine kompromisslose Haltung entgegensetzen.
Kein Friede mit denen die uns jeden Tag den Krieg erklären!