Ein kürzlich erschienener Text über Stärken und Schwächen autonomer Politik in Berlin konnte keinen Diskurs über eine bessere Organisierung anschieben. Zumindest in den Kommentaren und bekannten Reaktionen wird der Begriff „autonom“ häufig mit Gewalt oder Militanz verwechselt. Dieser Eindruck mag entstehen wenn unter Stärken fast nur noch militante Aktionen zu finden sind weil der politische, theoretische, agitatorische und organsisatorische Drang dieser Szene momentan sehr begrenzt ist.
Daraus müsste logischerweise keine Glorifizierung der Militanz betrieben werden sondern eine inhaltliche Reflektion.
Als Autonomie ( αὐτονομία, autonomía, „Eigengesetzlichkeit, Selbstständigkeit“, aus αὐτός, autós, „selbst“ und νόμος, nómos, „Gesetz“) bezeichnet mensch den Zustand der Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung oder Entscheidungsfreiheit. Autonome Politik kann deshalb nicht existieren wo sie mit den Interessen staatlicher Organe verbunden ist, so wie es o.g. Text kritisiert. Teile der sich als selbst als autonom oder linksradikal labelnden Gruppen verfügen über personelle Verbindungen zu Parteien, sei es als Mitglied oder Angestellte für Abgeordnete oder als Partner in Bündnissen. Hier sind vor allem Kontakte zu „Die Linke“ und „Grüne“ vorhanden.
Gibt es einen Einfluss dieser Parteien auf die Politik bestimmter Antifa Gruppen wie z.B. Alb, Arab oder NEA?
Wenn wir uns die Reden im Berliner Abgeordnetenhaus zu den jüngsten Auseinandersetzungen in der Rigaer Straße ansehen, ist ein Spagat zwischen den Positionen der Grünen oder Linken und unseren Positionen zu Mieten oder Flüchtlingen unvorstellbar. Vergleiche die Reden von Juhnke (CDU) , und Innensenator Henkel (CDU) mit
Benedikt Lux (Grüne)
und Hakan Taş (Die Linke)
Teile der sich selbst als linksradikal oder autonom verstehenden Szene in Berlin haben in den letzten Jahren die Grenzen zu diesem Gegner verschwimmen lassen und haben damit auch zur gegenwärtigen Krise der Antifa und zur Handlungsunfähigkeit bei staatlichen Eskalationen (O-platz, Ohlauer Schule) beigetragen.
Die Verantwortung aus dieser Handlungsunfähigkeit heraus zukommen liegt aber bei Allen, die sich den Korruptionsangeboten der Herrschenden verweigern.
Unter Korruptionsangeboten sind auch Festivals wie die Fusion zu verstehen, deren Besuch durch Teile der Szene während der Räumung der Ohlauer Schule zunehmend auf Kritik stösst, auch wegen der Frontex ähnlichen Absicherung des Fusion Geländes.
Diese Szene, die sich teilweise als autonom definiert, ist es gewohnt ihre Zerstreungsaktivitäten in gesicherter Umgebung zu verbringen, mit allen Auswüchsen einer Angstgesellschaft. Im Zusammenhang mit der Ohlauer Schule wird inzwischen die Tätigkeit von Shelter Security für das Bezirksamt kritisiert obwohl viele Leute deren Tätigkeit für Linkspartei, MyFest u.ä. in den letzten Jahren für unproblematisch hielten. Wer seine Freizeit in kontrollierten Räumen verbringt, wird auch keine Flüchtlinge unterstützen, die ihre Grenzen sprengen